Was Schlafzimmer und Arbeitsplatz über unsere Persönlichkeit aussagen

Es ist vielleicht die Studie über unsere Persönlichkeit, über die in den Medien am häufigsten berichtet wurde: „A room with a cue“ = „Ein Raum mit einem Hinweis“ oder anders: was die persönliche Einrichtung über uns aussagt.

Ungewöhnlicher Arbeitsplatz von Luigi Mengato / Flickr

Ein Blick ins Schlafzimmer

Kennt man jemanden nicht persönlich, sondern nur von Fotos oder Videos, lässt sich nach bisherigen Studien meist nur eine Persönlichkeitseigenschaft zumindest grob einschätzen: ob die Person introvertiert oder extrovertiert ist. Eventuell lässt sich auch noch Gewissenhaftigkeit (spontanes oder geplantes leben) korrekt beurteilen, nämlich daran, wie ordentlich und gepflegt die Person wirkt. Das war es dann aber in der Regel auch schon mit der Ferndiagnose.

Doch was ist, wenn man eine Person noch nicht einmal gesehen hat, sondern nur deren Schlafzimmer oder Arbeitsplatz begutachtet. Wie viel lässt sich daraus über diese Person schließen? In einer sehr populär gewordenen Studie wurden sowohl Büros verschiedener Firmen, als auch studentische Schlafzimmer untersucht, um die Persönlichkeit ihrer Bewohner einzuschätzen. Genutzt wurden für diese etwas kurios anmutende, aber durchaus ernsthafte Analyse die Big Five der Persönlichkeit, die auch beim Typentest Persönlichkeitstest verwendet werden.

Was sich an der Einrichtung erkennen lässt:

  • Am besten einschätzbar zeigte sich durch das Begutachten der Räume die Offenheit für neue Erfahrungen (praktisches und theoretisches Denken). Deutliche Hinweise auf diese Eigenschaft waren vor allem Besonderheiten in der Einrichtung, Unkonventionelles, viel Dekoration, so wie Bücher, Magazine und CDs zu verschiedenen, vielfältigen Themen – was auf ein weites Interessenfeld und Kreativität schließen lässt. Anhand dieser Anhaltspunkte ließ sich die Offenheit der Person recht zuverlässig beurteilen.
  • Nicht ganz so deutlich, aber ebenfalls noch gut einschätzen ließ sich Gewissenhaftigkeit. Das ist nicht verwunderlich, denn gewissenhafte Personen erkennt man meist an der Ordnung bzw. umgekehrt der Unordnung. Auch Prokrastination = Aufschieberei lässt sich leicht daran erkennen, dass lauter unerledigte Dinge herumliegen.
  • Extraversion und Introversion ließen sich dagegen eher schwer beurteilen. Am ehesten lieferten noch die Menge der Dekoration und der Eindruck, dass die Räume warm und einladend wirkten, einige leichte Hinweise auf eine extrovertierte Persönlichkeit.
  • Auch Verträglichkeit (hartes und kooperatives interagieren) ließ sich moderat daran erkennen, wie fröhlich, farbenfroh und einladend ein Zimmer ist. Allgemein ließen die Zimmer aber nur sehr wenig Schlüsse über diese Eigenschaft zu. Selbst extreme Ausprägungen wie z.B. Psychopathie sind also kaum an der Zimmereinrichtung zu erkennen.
  • Neurotizismus (emotionale Empfindlichkeit) konnte schließlich anhand der Zimmereinrichtung so gut wie gar nicht eingeschätzt werden. Auch darüber, ob eine Person eher zu Vulnerabilität oder Resilienz neigt, sagt die Einrichtung eines Raumes daher so gut wie nichts aus.

Bei Verträglichkeit und Neurotizismus griffen die Testpersonen hauptsächlich auf gängige Stereotype zurück. Nämlich darauf, ob sie das Schlafzimmer oder den Arbeitsplatz einer Frau oder einem Mann zuordneten. Frauen wurden als verträglicher und emotional empfindlicher eingeschätzt, Männer umgekehrt.

Fazit: aus der Zimmereinrichtung lässt sich Einiges – aber bei weitem nicht Alles – über die Persönlichkeit ihres Inhabers herauslesen. Vor allem was die Offenheit für neue Erfahrungen und die Gewissenhaftigkeit angeht, finden sich für den aufmerksamen Beobachter eine Menge Hinweise. Achten Sie also einmal darauf, was die Arbeitsplätze und Wohnungen Ihrer Freunde und Kollegen über diese aussagen – und Ihre eigene Einrichtung über Sie selbst. Vielleicht ergeben sich ja daraus ungeahnte Erkenntnisse.
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Quelle:
A room with a cue: personality judgments based on offices and bedrooms., Gosling, Samuel D.; Ko, Sei Jin; Mannarelli, Thomas; Morris, Margaret E., PDF

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