In einer niederländischen Studie wurden Fernsehgewohnheiten und kulturelle Interessen mit der Persönlichkeit verglichen.
Reality-TV? Nein Danke!
Fast jeder hat ein so genanntes Guilty Pleasure: etwas woran man Freude hat, aber sich gleichzeitig dafür schämt oder schuldig fühlt. Das kann Junk Food von McDonalds sein, die Zigarette am Feierabend oder aber bestimmte Fernsehsendungen, die nicht gerade für ihr hohes Niveau bekannt sind, z.B. Deutschland sucht den Superstar, Big Brother oder das Dschungelcamp. Wie bei nahezu jedem Thema, sagt unsere Persönlichkeit auch etwas darüber aus, welche dieser Fernsehsendungen wir am liebsten mögen.
Von den Persönlichkeitseigenschaften des Big Five Persönlichkeitstests zeigte sich in der holländischen Studie besonders eine relevant für unsere kulturellen Vorlieben: die Offenheit für neue Erfahrungen. Menschen mit einer hohen Ausprägung dieser Eigenschaft werden als intellektuell, komplex, vielseitig interessiert, weltoffen und kreativ beschrieben. Wenig überraschend also, dass sich diese Personen für fast alles interessieren, was mit dem Konsum von Kultur zu tun hat: von den verschiedensten Genres an Büchern, über Museumsbesuche, Kunstgalerien, Konzerte (moderne wie klassische Musik) bis hin zu verschiedensten TV-Sendungen. Einzige Ausnahmen: Liebesromane und Daily Soaps. Diese beiden Dinge sind für Menschen mit hoher Offenheit offensichtlich nicht anspruchsvoll oder interessant genug. Sie sind ihnen zu seicht und zu wenig geistig fordernd.
Eine hohe Verträglichkeit beziehungsweise kooperatives und empathisches Verhalten erhöht dagegen die Wahrscheinlichkeit, dass diejenige Person Daily Soaps und Liebesromane mag, genauso wie erhöhter Neurotizismus/emotionale Empfindlichkeit. Hohe Verträglichkeit zeigte interessanterweise ebenfalls Zusammenhänge mit einer Vorliebe für einfachere, wenig fordernde Unterhaltung und dem selteneren Genuss komplexer, fordernder Unterhaltung. Warum das so ist, blieb leider ungeklärt, da sich hierfür keine direkte Erklärung fand, denn diese Tendenzen hängen wie zuvor erwähnt eigentlich hauptsächlich mit der Eigenschaft der Offenheit zusammen. Weitere Ergebnisse der Studie sind, dass Menschen mit hoher Gewissenhaftigkeit weniger Krimis lesen und auch seltener auf Pop-Konzerte gehen – was nicht weiter verwunderlich ist, wenn man das Abfallchaos nach so manchem Konzert betrachtet. Die Eigenschaften introvertiert und extrovertiert hatten keine nennenswerten Einflüsse.
Die Studie zeigt uns vor allem, was wir bereits über Menschen mit hoher Offenheit geahnt haben: Sie interessieren sich für nahezu Alles. Außer für seichte und anspruchslose Dinge.
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Quelle:
Personality, media preferences, and cultural participation; Gerbert Kraaykamp, Koen van Eijck; Link