Introspektion – der Blick nach Innen

Introspektion – was ist das?

Das Lexikon nennt es „Innenschau, Selbstbeobachtung“ und Wikipedia sagt dazu:

„Die Selbstbeobachtung, auch Introspektion genannt, bezeichnet die Betrachtung, Beschreibung und Analyse des eigenen Erlebens und Verhaltens durch nach innen gerichtete Beobachtung. Sie ist zusammen mit der Selbstwahrnehmung für die eigene Bewusstseinsbildung und das Selbstbewusstsein unentbehrlich und stellt daher nicht nur in der Meditation, sondern auch bei psychotherapeutischen Verfahren und in der Philosophie einen wichtigen Begriff dar.“

Typische Charaktereigenschaften von Menschen, die viel Introspektion nutzen, sind:

Introversion und Theoretisches denken (siehe Eigenschaften).

Introvertierte halten sich am liebsten in ihrem eigenen Kopf auf, beschäftigen sich mehr mit sich selbst als Extrovertierte.

Theoretisch denkende hinterfragen gerne die Dinge, beschäftigen sich mit philosophischen Theorien und dem was möglich ist.

Beides zusammen führt zu verstärkter Introspektion bei introvertierten, theoretisch denkenden Typen: ITKS Träumer, ITHS Denker, ITKG Psychologe, ITHG Wissenschaftler.

Natürlich können auch Extrovertierte oder Praktisch denkende Menschen introspektiv sein, z.B. als Autoren, Psychologen oder Geistliche, oder einfach wenn es die Umstände erfordern. Aber Introvertierte und Theoretisch denkende Menschen neigen aufgrund dieser Eigenschaften besonders stark zu Introspektion.

Ein kleiner Zusammenhang zeigt sich auch mit Neurotizismus/emotionaler Instabilität, die dazu führt, dass jemand häufig unsicher ist und viel (über sich) nachgrübelt.

Beispiele für stark introspektive Menschen sind z.B. C.G. Jung, Woody Allen, John Lennon, König Ludwig II von Bayern, Franz Kafka, Karl Marx, der Dalai Lama, u.v.m.
Auf Seite der fiktiven Charaktere z.B. Luke Skywalker, Meister Yoda, Agent Mulder, Bastian aus der unendlichen Geschichte oder Neo aus Matrix.

Wofür Introspektion?

Es geht bei Introspektion darum, sich selbst zu beobachten, nach innen zu sehen, über Erlebtes und sein Leben nachzudenken. Introspektion ist z.B. sehr wichtig, um:

  • sich selbst besser kennen zu lernen, herauszufinden, wer man wirklich ist, was das „ich“ ausmacht
  • seinen Weg im Leben zu finden, Ziele, Wünsche, Träume zu erkennen
  • die eigenen Stärken und Schwächen zu erkennen
  • eigene Fehler zu erkennen

Bei jedem dieser Punkte kommt das Wort „erkennen“ vor. Denn eine positive Introspektion hilft einem dabei, Dinge über sich selbst zu erkennen, zu erfahren. Quasi ein Fernrohr oder eine Lupe, mit der wir nach innen blicken. Introspektion ist unabdinglich, um ein Bild von uns selbst und unserem Verhalten zu bekommen. Jeder von uns nutzt sie, wenn auch Manche nur in geringem Maße.

Zum Beispiel auf dem Fußballplatz oder auch im Geschäftsleben könnte so Manchem ein bisschen mehr Introspektion nicht schaden, anstatt einfach blind und unreflektiert nach vorne zu rennen, ohne zu wissen, was, wie oder wohin man will und was man kann.

Aber Introspektion kann auch negativ sein. Wer zu viel grübelt, zu viel über sich selbst und sein Leben nachdenkt, ohne zu einem Ergebnis oder einer (positiven) Veränderung zu kommen, gerät schnell in eine Endlosschleife, die nirgendwo hinführt. Denn immer nur nachdenken und philosophieren ohne zu handeln, das hilft nichts.

Man stelle sich das innere des eigenen Kopfes wie einen Haufen Politiker vor: alle reden, diskutieren und debattieren viel und gerne – vor allem über sich selbst – aber keiner packt das Problem wirklich an und verändert etwas.

Es gilt hier also wie so oft die goldene Mitte: nicht zu viel über sich selbst nachdenken, aber auch nicht zu wenig. Introspektion ist wichtig, aber man sollte sich auch nicht nur im eigenen Kopf aufhalten.

Denn andere Menschen haben oft Ideen, Lösungen oder Vorschläge, auf die man selbst nie kommen würde. An die kommt man nur, wenn die Introspektion nach außen gewendet wird, was gerade Introvertierten oft schwer fällt, und Schüchternen noch mehr.

Persönlichkeitstests

Jeder Persönlichkeitstest, egal wie er aufgebaut ist, ist nichts anderes als eine Form der Introspektion: man schätzt das eigene Verhalten ein. Auch der Typentest Persönlichkeitstest ist da nicht anders.

Ausnahmen hiervon gibt es bei den wissenschaftlichen Persönlichkeitstests der Big Five und auch beim Hexaco. Dort gibt es Tests, mit deren Fragen man nicht sich selbst, sondern andere einschätzt, bzw. sich von anderen einschätzen lässt, die also ohne Introspektion auskommen.

Blogs, das Schreiben und Introspektion

Offensichtlich zieht es introspektive Menschen besonders stark zum Schreiben hin. Wie Technik-Philosoph Gunther Dueck – nach eigenen Angaben vom Typ ITHG Wissenschaftler – in seinem Blog festgestellt hat, sind Blog-Autoren sehr sehr häufig introspektiv. Ich übrigens auch, und ebenso die Blogger-Kollegen Gilbert Dietrich, Svenja Hofert und viele viele andere.

Die meisten Schriftsteller sind ebenfalls introspektiv – sonst könnten sie ihren Job gar nicht machen, da ein Blick nach innen notwendig ist, um sich in andere hinein zu versetzen. Beispiele sind Susan Cain, Joanne Rowling, Stephen King, Christopher Paolini. J.R.R. Tolkien, Wolfgang Hohlbein u.v.a. Auch US-Präsident Barack Obama – ebenfalls mehrfacher Buchautor – weist introspektive Züge auf.

Gerne dürfen auch introspektive Gedanken im Kommentarbereich abgegeben werden.

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4 Responses to Introspektion – der Blick nach Innen

  1. Gilbert sagt:

    Ein sehr interessanter Text! Dueck hat das ja ähnlich wie du beschrieben: die Introspektiven kommen leicht in eine Lage, wo sie sich lieber gegen die böse kalte Welt da draußen abschirmen, anstatt mal das innere Feuer in die Hand zu nehmen und etwas in Brand zu stecken. Übrigens habe ich bei Duecks empirischer Studie mitgemacht und bin – obwohl leidenschaftlicher Blogger – nicht Teil der INFP-Gruppe, die laut Duecks Daten die „Sinn-Blogger-Szene“ dominierte. Mir geht genau dieses warme, esoterisch-schwärmerische ab und die damit oft verbundene mimosenhafte Empfindlichkeit, die offenbar dazu führt, dass in der Außenwelt nichts bewegt wird. Dueck wird da ziemlich pragmatisch: „Hören wir auf, zu sehr Fundis zu sein – Realos braucht die Welt. Viele.“ Dein Artikel macht für mich genau diesen Spannungsbogen auf: Es reicht nicht, zu denken. Es muss auch was passieren.

  2. Ich?! sagt:

    Ein großartiger Beitrag und eine großartige Website. Sie ist so tiefgründig und weist viele Facetten auf. Dieser Typentest hat es wirklich in sich und er regt zum Nachdenken an, genau wie alle Beiträge hier. Diesen Beitrag finde ich auch sehr interessant.
    Auf weise Worte sollten auch Taten folgen. Die Umsetzung fällt mir persönlich schwer. Doch die ersten Schritte sind vorhanden.
    Ich finde auch die Tipps um die Schüchternheit zu überwinden ziemlich gut.
    Alles hat seine Zeit, doch irgendwann geht es über die Zeit hinaus…
    Liebe Grüße
    Lisa

  3. Lars Lars sagt:

    Hi Lisa,

    Danke für das Lob 🙂

    „Die Umsetzung fällt mir persönlich schwer.“ Wenn du eh schon weisst, was du machen willst, am Besten gar nicht mehr drüber nachdenken, sondern machen. Nicht leicht, ich weiß, aber weiteres nachdenken hilft in diesem Stadium dann meist nicht, sondern blockiert. Über leg dir, was schiefgehen könnte? Wenn es nichts Schlimmes ist, dann los! 😉

  4. Pingback: Schreiben als Methode der Innenschau | Schreibstudio

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