Barack Obama ist introvertiert!

Warum auch Introvertierte extrovertiert sein können:

Einer der mächtigsten Männer der Welt ist introvertiert. Genauso wie eine der mächtigsten Frauen. Vielleicht ist es an der Zeit, dass Klischeebild vom schüchternen, wenig durchsetzungskräftigen Introvertierten zu ändern. Ein Blick hinter die Kulissen des US-Präsidenten – und die von Introvertierten.

Barack Obama arbeitet oft und gerne alleine (Bild von The White House)

Ich gebe es gleich von Anfang an zu: ich habe mich verschätzt. Bisher habe ich Barack Obama als sehr ausgeglichen im Bereich IntrovertiertExtrovertiert eingeschätzt, mit leichtem Hang zu Extroversion (z.B. im Artikel zum US-Wahlkampf mit der Einschätzung der Persönlichkeiten von Obama und Romney). So kann man sich täuschen…

Introvertierter Präsident

In einem Interview mit dem Politikjournalisten John Heilemann (siehe hier), der Obama seit über 20 Jahren kennt, bezeichnet dieser Obama als Introvertierten, als jemanden der „Menschen nicht mag“, als „Einzelgänger mit außergewöhnlichem Kommunikationstalent“. Obama habe kein großes Freundesnetzwerk und sei keiner, der die Klinken putzt und das Gespräch mit allen seinen Parteikollegen und -Gegnern sucht.
Er ist introvertiert. Im Vergleich zu seinen sehr extrovertierten Vorgängern George Bush und Bill Clinton ist er kein Draufgänger, sondern eher ein ernster Charakter. Und trotzdem hat er kein Problem damit, sich bei Bedarf extrovertiert zu Verhalten, das Wort zu ergreifen, andere zu überzeugen oder auch einmal öffentlich Späße zu machen.

Dennoch: Abseits von der Öffentlichkeit und Kameras liest man immer wieder von dem Obama, der sich gerne zurückzieht, der am liebsten alleine und ungestört arbeitet.
Was ist er nun? Introvertiert, extrovertiert, ambivertiert (=eine Mischung aus Beidem)?
Vielen geht es so, dass sie sich auf dieser Skala nicht klar einordnen können. Ich mag Menschen, aber ich mag auch meine Zeit alleine, sagen die Meisten.
Auch mir persönlich geht es so, dass ich gerne und oft alleine bin, meine Zeit mit Büchern, TV-Serien oder dem Internet verbringe und diese einsame Zeit mit mir selbst genieße. In Gesellschaft anderer zeige ich mich trotzdem meist gesellig, redselig, fröhlich und nicht selten auch übertrieben ausgelassen. Ich spreche andere von mir aus an und bin alles andere als inaktiv, passiv oder still. Allerdings habe ich keinen so starken und ständigen Drang nach Aktivität, Unternehmungen, Aufregung und Kontakten, wie ihn deutlich extrovertierte Personen haben. Ein paar Mal Aufregung und Geselligkeit pro Woche reichen mir. Manchmal darfs etwas mehr sein, manchmal etwas weniger, je nach Lust und Laune. Das ist normal. Jeder schwankt in seinem Verhalten in einem gewissen Bereich hin und her, zeigt sich mal mehr von der einen Seite, mal mehr von der anderen.
Natürlich braucht auch ein Extrovertierter immer wieder seine Ruhe, aber meist hält er es nicht lange alleine und ohne Aktivität aus, während ein deutlich Introvertierter gerne und viel Zeit alleine (oder mit Partner) verbringt, ohne ständigen Drang nach Aktivität.

Barack Obama ist offensichtlich einer jener Introvertierten, die sich ein deutlich extrovertiertes Verhalten antrainiert haben: er ist gerne alleine, aber wenn er unter anderen Menschen ist, dann hat er kein Problem damit, sich extrovertiert zu verhalten. Ganz im Gegenteil, er hat sogar ein außergewöhnliches Kommunikationstalent, kann Menschen erreichen und bewegen. Gerade durch seine ruhige, ernste, echte Art. Beim ihm sieht nichts übertrieben oder nach Show aus, wie bei manch anderen (extrovertierten) Politikern, die sich oft als Entertainer verstehen, wie sein Vorgänger Bill Clinton oder der ehemalige Bundeskanzler Gerhard Schröder. Wenn Barack Obama eine Träne verdrückt (wie in dieser Dankesrede), dann weiß man, dass sie authentisch ist.

Introvertierte Kanzlerin

In Deutschland haben wir ebenfalls eine Introvertierte, typisch Deutsche, an der Spitze unserer Politik: Angela Merkel. Auch sie wirkt ernst, ruhig und dazu oft auch emotionslos. Bricht sie doch einmal aus ihrer Zurückhaltung aus – wie bei diversen Jubelszenen in Fußballstadien zu WM und EM gesehen – wirkt das meist putzig und etwas befremdlich. Das natürliche Kommunikationstalent eines Barack Obama fehlt ihr, extrovertiertes Verhalten fällt ihr sichtbar schwer. Zwischen einer Rede des US-Präsidenten und einer der Bundeskanzlerin liegen daher Welten. Merkel als introvertiert und zurückhaltend einzuschätzen, fällt nicht allzu schwer.

Extrovertiertes Verhalten lässt sich also lernen, auch für grundsätzlich eher Introvertierte wie Barack Obama. Manche Menschen beherrschen dies besser, manche schlechter. Und natürlich können auch Extrovertierte introvertiertes Verhalten lernen, z.B. um ruhiger zu werden, anderen besser zuzuhören, weniger aufdringlich zu sein (bei extrem hoher Extroversion), mehr auf die innere Stimme zu hören, nicht ständig nach neuen, aufregenden Aktivitäten zu suchen, usw…

Introvertiert und gut so

Wir sehen: Introvertierte müssen nicht schüchtern sein. Sie müssen nicht sozial ungeschickt sein und auch nicht ungesellig. Sie verbringen ihre Zeit nur gerne alleine und haben nicht so einen hohen Drang nach Aktivität und Kontakt wie Extrovertierte. Sie können Menschen überzeugen und mitreißende Reden vor Millionen von Menschen halten – und im Herzen trotzdem introvertiert sein.

Nochmal der Link zum englischen Artikel , durch den ich auf das Thema gekommen bin.

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