Mechanismus entdeckt, mit dem unser Gehirn irrelevante Eindrücke filtert

Vor kurzem hatte ich darüber geschrieben, das in einem Experiment elektrische Impulse ans Gehirn die Selbstkontrolle verbessert haben. Nun ist diesen Monat eine Studie im Journal für Neurowissenschaften veröffentlicht worden, welche diese Erkenntnisse noch einmal bestätigt. Demnach gibt es einen konkreten Mechanismus in unserem Gehirn, der für die Unterdrückung irrelevanter Eindrücke zuständig ist.

Studienautor John Gaspar präpariert Sensoren auf einer Kappe, welche die Gehirnaktivitäten misst. Bild von Simon Fraser University auf Flickr.

Das Entscheidende sehen oder nicht sehen

Bei der Konzentration von Aufmerksamkeit geht es nicht nur darum, relevante Objekte auszuwählen, sondern auch darum, irrelevante Objekte auszublenden. Ein Beispiel für Ersteres ist ein Suchbild, in dem es ein bestimmtes Objekt zu finden gilt, Beispiel für das Zweite ist Autofahren, wo es darum geht, sich auf das Fahren zu konzentrieren und Ablenkungen auszublenden (Geschehnisse Abseits der Straße, Radio, Mitfahrer, nicht unmittelbare Umgebung, etc.). Ein weiteres Beispiel für das Ausblenden irrelevanter Objekte ist das surfen im Internet, wo es ständig gilt, unzählige Ablenkungen in Form von Links, Bildern und Werbung auszublenden bzw. ihnen zu widerstehen. Ein Beispiel, wie das ignorieren von Eindrücken funktioniert, ist das konstante Ticken einer Uhr: am Anfang nehmen wir es noch wahr, aber nach einer Weile bemerken wir es nicht mehr, da unser Gehirn diese Wahrnehmung herausfiltert.

Gemäß den neuen Erkenntnissen der oben erwähnten Studie gibt es einen konkreten Mechanismus in unserem Gehirn, der für diese Ausblendung und Unterdrückung von irrelevanten Eindrucken zuständig ist. Dies hat eine große Bedeutung für die Erforschung von psychischen Krankheiten und Persönlichkeitsstörungen wie Aufmerksamkeitsstörungen und Schizophrenie, und auch für ein besseres Verständnis von Hochsensibilität könnten sich diese neuen Einblicke als relevant erweisen. In einer zufällig entstandenen Frage-und-Antwort-Runde mit John Gaspar, einem der Autoren, im Internetforum Reddit, beschreibt dieser, dass er selbst unter einer Aufmerksamkeitsdefizitstörung leidet, und dies einer der Beweggründe für seine Forschung ist, die vielleicht einmal eine medikamentenfreie Behandlung dieser Störung ermöglichen wird.

Im Typentest Persönlichkeitstest hängt die Steuerung von Aufmerksamkeit und Unterdrückung von irrelevanten Informationen hauptsächlich mit den Eigenschaften spontan und geplant der Big Five Dimension Gewissenhaftigkeit zusammen. Diese beschreibt unsere Selbstkontrolle und Selbstdisziplin, ob wir uns leicht ablenken lassen, oder ob wir zielstrebiger bei der Sache bleiben. Menschen mit niedriger Gewissenhaftigkeit leiden besonders häufig unter Prokrastination, dem systematischen Aufschieben ungeliebter Tätigkeiten.

PDF der Studie.
Artikel (englisch) über die Studie inkl. einiger Kommentare von einem der Autoren.
Mehr Bilder zur Studie auf Flickr.

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One Response to Mechanismus entdeckt, mit dem unser Gehirn irrelevante Eindrücke filtert

  1. Anna Llin sagt:

    Das klingt interessant, ich wünschte man könnte diesen Mechanismus selbst steuern, sodass man nicht ständig abgelenkt wird von Nebeneinflüssen! Würde das Lernen zumindest deutlich erleichtern 😀

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