Glückliche Menschen halten sich für empathischer

Wenn wir uns gut fühlen, haben wir mehr Mitgefühl mit anderen. Denken wir zumindest…

Counselor Troi aus Star Trek: The Next Generation kann in der Sci-Fi Serie die Gefühle von Menschen erspüren

Überschätzte Empathie

Eine aktuelle Studie hat unser Mitgefühl – die Empathie – gegenüber anderen Menschen untersucht. Mitgefühl bedeutet, dass wir die Emotionen und Befindlichkeiten unserer Mitmenschen wahrnehmen und mit ihnen mit-fühlen. Merken, wenn jemand Probleme hat und Unterstützung braucht, aber auch wenn eine Person zum Beispiel besonders gut gelaunt ist oder aber gerade ihre Ruhe haben will. Es geht bei Empathie nicht um allgemeine Menschenkenntnis, sondern darum, die momentane Stimmung anderer Personen zu erkennen.

In der vorliegenden Studie schätzten die Teilnehmer ihre aktuelle Tagesstimmung ein, genauer gesagt, ob sie sich gut oder schlecht fühlten. Danach sahen sie sich Videos von Menschen an, die über ein positives oder negatives Ereignis in ihrem Leben berichteten. Zu diesen Videos mussten die Teilnehmer beurteilen, wie sich der Erzähler im Video wohl fühlt. Umso glücklicher und fröhlicher die Teilnehmer am Tag der Studie waren, desto besser schätzten sie ihre Fähigkeiten zum erkennen dieser Emotionen ein. In Wirklichkeit waren ihre empathischen Fähigkeiten jedoch nicht besser, als die derjenigen Teilnehmer, die einen neutralen oder negativen Tag hatten. Im Gegenteil: Glückliche Teilnehmer waren bei den negativen Videos sogar schlechter darin, die Gefühle des Erzählers einzuschätzen. Durch ihre positive Stimmung hatten sie ihre Fähigkeit zur Empathie nicht nur überschätzt, sondern waren bei negativen Emotionen sogar weniger empathisch.

Was können wir aus diesen Erkenntnissen lernen?

Wenn wir glücklich sind und jemand in unserer Umgebung versprüht alles andere als positive Gefühle, dürfen wir unsere Fähigkeit zum Mitgefühl nicht überschätzen. Da wir selbst gerade auf einer Welle der guten Laune reiten, sollten wir uns ins Gedächtnis rufen, dass wir negative Emotionen anderer in diesem Moment eventuell nicht so stark wahrnehmen, wie sie wirklich sind.

Die Studie bestätigt auch die Vermutung, dass Menschen mit hohem Neurotizismus – emotionaler Empfindlichkeit – zwar nicht allgemein empathischer sind. Aber etwas besser darin, negative Emotionen bei anderen Menschen zu erkennen, da sie diese selbst öfter verspüren.

Ebenfalls zeigen die Ergebnisse, dass es keinen gut gelaunten Optimisten braucht, um Menschen mit Problemen oder Depressionen zur Seite zu stehen – hier kann jeder helfen. Entgegen landläufiger Meinung benötigen Menschen in negativer Stimmung nicht immer eine fröhliche Aufheiterung, sondern oft ist es hilfreicher, dem anderen mit offenen Ohren zuzuhören und nicht zu beurteilen. Für den Menschen da zu sein und Geduld zu haben, bis die negative Stimmung sich wieder aufhellt.
~

Ähnliche Themen:
# Spiegelneuronen und Empathie
# Resilienz und Vulnerabilität
# Hochsensibilität
# Perfektionismus

Quelle:
Not As Good as You Think? Trait Positive Emotion Is Associated with Increased Self-Reported Empathy but Decreased Empathic Performance, Link

Dieser Beitrag wurde unter Persönlichkeit, Tipps & Selbsthilfe abgelegt und mit , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert