Die Persönlichkeit von Steve Jobs

Heute wäre Steve Jobs 58 Jahre alt geworden. Welche Persönlichkeit steckte hinter dem faszinierenden Apple-Gründer?

Ausgeprägt in allen Bereichen

Steve Jobs war ein Mensch, der polarisiert hat. Von vielen geradezu verehrt für seine Design-Innovationen und kreativen Ideen, von anderen kritisiert für sein kritisches, keine anderen Meinungen zulassendes Verhalten. Einen großen Beitrag dazu hat seine ebenfalls polarisierende Persönlichkeit geleistet, bei der wir in allen Bereichen sehr deutliche Ausprägungen finden können. Den Anfang macht seine stärkste Persönlichkeitseigenschaft:

Innovations – Guru

Am bekanntesten is Steve Jobs für seine bahnbrechenden Ideen, die nicht nur die Reihen der Hipster und Nerds begeistert haben, sondern vor allem auch den technisch unversierten Otto-Normal-Bürger: kreatives Design, zukunftsweisende Konzepte, neue Technologien. Dieses kreative, auf Ideen und Konzepte konzentrierte Denken hängt mit der Persönlichkeitseigenschaft Theoretisches Denken zusammen (bzw. der Offenheit für neue Erfahrungen im wissenschaftlichen Modell der Big Five). Traditionelles oder konservatives Denken hatte keinen Platz in der Welt eines Steve Jobs, denn dort ging es darum, auf keinen Fall stehen zu bleiben, sondern konstant Neuerungen und Innovationen zu entwickeln, immer zwei Schritte vor der Konkurrenz zu sein. Mit zahlreichen Produkten bei Apple und auch in seinen anderen Firmen wie Pixar hat er dies eindrucksvoll unter Beweis gestellt.

Perfektionist

Steve Jobs wollte immer alles ganz genau so haben, wie er es sich vorgestellt hat. Das Beste war gerade gut genug für ihn, er erwartete maximalen Einsatz von seinen Mitarbeitern. Dieser Perfektionismus hat sich in seinen Apple-Produkten deutlich bemerkbar gemacht und war Teil ihrer Erfolgsgeschichte. Er hängt zusammen mit der Persönlichkeitseigenschaft des Geplanten lebens: alles unter Kontrolle haben zu wollen, es richtig, genau und exakt zu machen. Bei jemandem mit einer so starken Ausprägung wie Steve Jobs hat dies aber auch seine Schattenseiten: vom Erfolgsdruck und der hohen Selbsterwartung getrieben, bleibt keine Zeit um sich auszuruhen und dem Stress und dem Leistungsstreben zu entkommen. 1985 wurde Jobs aus seiner eigenen Firma (Apple) geschmissen, weil sein Perfektionismus, seine Visionen so umzusetzen wie er sie sich vorgestellt hat, nicht mit den Anforderungen der Realität vereinbar war. 1997 kehrte er in die mittlerweile stark angeschlagene Firma zurück und brachte sie wieder auf Erfolgskurs. In der Zwischenzeit hatte er in neuen Projekten u.a. dem Animationsstudio Pixar zu Weltruhm verholfen. War sein hoher Perfektionismus nun eine Stärke oder eine Schwäche? Ich würde sagen, Beides zugleich. Die hohen Ansprüche, die er sich selbst gegenüber hatte, hat Steve Jobs auch an seine Mitarbeiter gestellt, was uns zu zwei weiteren Persönlichkeitseigenschaften führt:

Ehrgeizig und gnadenlos

Seine Untergebenen berichteten nicht gerade positiv über Jobs: er sei ein Schinder, jemand der sehr streng, unbarmherzig und hart mit seinen Mitarbeitern umgehe und keine Empathie zeige. Wer seinen hohen Standards nicht entsprach, musste sich auf knallharte Konfrontationen mit Jobs einstellen. Wie er sich seinen Angestellten gegenüber verhielt, ist teilweise schockierend (Artikel dazu im Tagesanzeiger). Dies spricht für eine deutliche Ausprägung bei der Persönlichkeitseigenschaft Hart (=niedrige Verträglichkeit im wissenschaftlichen Jargon). Für Jobs war das Ergebnis, der Nutzen, der Erfolg, wichtiger als ein einfühlsamer Umgang mit seinen Mitmenschen.

Kommen wir zum letzten Punkt, nämlich dazu, was ihn zum Erfolg getrieben und so ehrgeizig gemacht hat: seine hohe Extroversion. Jobs stand gern im Mittelpunkt, war ständig auf der Suche nach neuen Erlebnissen und Kontakten zu anderen Menschen. Er  konnte sich und seine Produkte sehr gut extrovertiert präsentieren (was z.B. dem introvertierten Bill Gates nicht halb so gut gelang), war direkt, durchsetzungsstark und übernahm die Führung, wenn er es konnte. Jobs wollte stets, dass die Dinge so umgesetzt werden, wie er sie sich vorgestellt hat – ohne Kompromisse. Da sind wir wieder beim Perfektionismus angelangt.

Ergänzend sei noch gesagt – und das ohne jede Wertung -, dass sich bei Jobs aufgrund seiner extremen Persönlichkeitsausprägungen auch Anzeichen diverser Persönlichkeitsstörungen ausmachen ließen(*): fehlendes Einfühlungsvermögen ist Zeichen einer Antisozialen Störung, Geheimhaltung und Misstrauen Anzeichen von Paranoia und das extreme Suchen nach Anerkennung und schaffen eigener Regeln steht für Narzissmus. So negativ die Auswirkungen solcher Persönlichkeitsstörungen sind, so können sie doch auch eine starke Antriebskraft sein und passen zur extrem außergewöhnlichen Erfolgsgeschichte von Jobs, die von vielen Höhen und Tiefs geprägt war. So schließt sich der Kreis seiner Persönlichkeit.

Steve Jobs der Kommandeur

Zusammengefasst war Steve Jobs ein Visionär, ein extrovertierter, knallharter Perfektionist. Von vielen kultartig verehrt, aber auch auch mit klaren Schattenseiten.  Trotz seiner Beschäftigung mit dem Buddhismus hatte er in seiner Persönlichkeit keine Balance: die Ausprägungen in seiner Persönlichkeit waren sehr deutlich, mit strahlend hellen, aber auch dunklen Seiten.

Im Typentest Persönlichkeitstest schätze ich Steve Jobs als (sehr stark ausgeprägten) ETHG Kommandeur ein.  Damit befindet er sich in guter Gesellschaft, denn in Studien zu den Typen von Führungskräften hat sich gezeigt, dass ETLGs den zweithäufigsten Typen unter Führungskräften ausmachen.


Lesetipp: Steve Jobs – die autorisierte Biographie des Apple-Gründers

Video: Abschlussrede von Steve Jobs vor Stanford-Studenten


*Quelle zu den Persönlichkeitsstörungen: Peter Elkind: the trouble with Steve Jobs, 2008 (pdf)

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One Response to Die Persönlichkeit von Steve Jobs

  1. StefanamMeer sagt:

    Hallo,

    vielen Dank für diesen interessanten Beitrag über Steve Jobs. Ich schreibe gerade eine kleine Biografie über Jobs für meine Webseite und konnte die neuen Infos gut gebrauchen.

    Liebe Grüße, Stefan

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