Buchtipp: „Suche kochenden Betthasen“ von Jule Specht

In „Suche kochenden Betthasen“ von Jule Specht geht es darum, was wir aus wissenschaftlichen Studien über die Liebe lernen können.

Jule Specht ist Professorin an der freien Universität Berlin. Unter anderem hat sie in einer viel beachteten Studie – die ich auch in meinem Buch mehrfach zitiere – erforscht, wie sich unsere Persönlichkeit im Lauf des Lebens verändert. Seit einigen Jahren betreibt sie ein sehr lesenswertes Blog unter jule-schreibt.de, über das ich hier bereits berichtet habe. Nun ist vor kurzem ihr Buch „Suche kochenden Betthasen“ erschienen.

Liebe, Lust und Leben

Die 22 jeweils etwa 10 Seiten umfassenden Kapitel lesen sich locker und unterhaltsam. Thematisch geht es dabei von der Suche des perfekten Partners (online wie offline) bis hin zu den Auswirkungen von Pornographie.

Sehr faszinierend und hilfreich fand ich die Erkenntnis über die Wörtchen „du“, „ich“ und „wir“: Welche Worte wir in Konfliktsituationen mit dem Partner benutzen, sagt nämlich einiges darüber aus, wie Nahe wir einer Lösung sind. Wer hauptsächlich „Du“ sagt, nutzt dies oft für Vorwürfe und Schuldzuweisungen. Wer dagegen häufiger das „ich“ benutzt, redet mehr über seine eigenen Gefühle und Gedanken, als über Anschuldigungen gegenüber dem anderen – was natürlich positiver ist. Am konstruktivsten verliefen Konflikte zwischen den Paaren, die häufig das Wort „wir“ benutzten. „Wir“ ist ein Zeichen für mehr Verantwortung füreinander und ein stärkeres Gemeinschaftsgefühl. Faszinierend auch die Erkenntnis, dass Paare, deren Sprachstil sich ähnelt, mit einer höheren Wahrscheinlichkeit zusammenfinden bzw. bleiben.

Überraschend ist, wie leicht man etwas Gutes für die Beziehung machen kann: Paare wurden gebeten, nur wenige Minuten darauf aufzuwenden, sich an ihre letzte Meinungsverschiedenheit zu erinnern, und diese nun aus der Perspektive eines unbeteiligten Außenstehenden zu sehen, der das Beste für alle Beteiligten will. Diese kurze Übung des Innehaltens, der Introspektion und des Überlegens aus einer anderen Sichtweise wirkte sich merkbar positiv auf die Wahrnehmung zukünftiger Konflikte aus. Ein simpler Tipp, der es vielen Paaren leichter machen kann, mit Konflikten umzugehen.

Für mich besonders interessant ist das Kapitel über die Auswirkungen der Persönlichkeit – gemessen anhand der Big Five – auf die Partnerschaft: Extrovertierte Menschen finden wenig überraschend häufiger einen Partner, aber auch Menschen mit hohem Neurotizismus finden häufiger eine Beziehung – verlieren sie jedoch auch öfters wieder. Unabhängig davon wirkt sich eine Partnerschaft allgemein positiv auf uns aus, so wurden Menschen in einer Beziehung im Lauf der Zeit emotional stabiler und weniger schüchtern.

Fazit

Das Buch hält, was es verspricht: es wird über zahlreiche Studien zur Liebe berichtet und diese auch immer mit Quellen genannt. Die präsentierten Erkenntnisse sind für jedermann leicht verständlich und voller unterhaltsamer Fakten über die Liebe und das Leben. Zwar ist das Buch nicht direkt ein Ratgeber, aber es finden sich dennoch auch viele interessante Anregungen für bessere Beziehungen darin. Von mir eine klare Empfehlung für „Suche kochenden Betthasen“.
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