Persönlichkeitstests bei Partnervermittlungen nutzlos?!

Laut einer Metastudie aus dem Jahr 2012 bringen Persönlichkeitstests bei Online-Partnervermittlungen: rein gar nichts.

Die so genannten Matching-Systeme, die errechnen sollen, wie gut zwei Personen zusammenpassen, funktionieren angeblich alle nicht. Worauf gründet sich diese Behauptung, und ist sie berechtigt? Ein Blick hinter die Kulissen.

Die Werbeversprechen der Singlebörsen sind immer die gleichen: anhand von Persönlichkeitstests und ausgeklügelten Matching-Algorithmen kann angeblich ermittelt werden, wer am besten zu wem passt. Meist funktioniert das nach dem Prinzip: je ähnlicher sie sich sind, desto besser passen zwei Personen zusammen. So schön die Vorstellung von der einfachen Suche nach dem perfekten Partner ist, stellt sich natürlich die Frage: stimmt das wirklich oder sind es nur hohle Werbeversprechen? Mehrere aktuelle Metastudien sprechen ganz klar für letzteren Punkt.

Zunächst einmal, was ist eine Metastudie überhaupt: eine Metastudie fasst viele andere Studien zusammen und wertet sie gemeinsam aus. Ihre Aussagekraft ist also wesentlich höher als die einzelner Studien, da man auf diesem Weg eine große Menge an Testteilnehmern aus unterschiedlichen Umfeldern und Studien bekommt.

In einer solchen Metastudie aus dem Jahr 2008* wurden z.B. 313 Studien zusammengefasst, die sich mit der Ähnlichkeit von Partnern befassen. Zwar zeigte sich in den Studien, dass wir Menschen die uns ähnlich sind durchaus attraktiver finden. Das Ergebnis für existierende Partnerschaften war aber ernüchternd: in Beziehungen spielte die Ähnlichkeit der Persönlichkeit der Partner keine Rolle. Es gab keine Zusammenhänge zwischen Ähnlichkeit in der Persönlichkeit oder anderen Kategorien und der Zufriedenheit in der Partnerschaft.
In einer weiteren Metastudie von 2010* wurden insgesamt über 23.000 verheiratete Paare untersucht, knapp die Hälfte davon aus Deutschland. Als Persönlichkeitstest wurden dabei die Big Five benutzt. Die Ähnlichkeit der Persönlichkeit hatte dabei durchaus eine Auswirkung auf die Zufriedenheit der Paare: sie betrug ganze 0,5%. Auch hier zeigte sich also: die Persönlichkeit – zumindest so wie wir sie mit Persönlichkeitstests messen – hat so gut wie keine Auswirkung auf die Zufriedenheit in einer Beziehung. Sie hat natürlich eine Auswirkung WIE wir miteinander umgehen, z.B. Extrovertiert und offen oder Introvertiert und zurückhaltend, aber nicht darauf, ob die Beziehung erfolgreich ist.

Ich muss zugeben: auch ich bin in der Vergangenheit dem Trugschluss aufgesessen, dass es Zusammenhänge zwischen Persönlichkeit und Partnerwahl gibt. Deswegen, weil es von so vielen Seiten behauptet wird. Die Theorien widersprechen sich allerdings oft massiv, und nach einiger Recherche habe ich meine Meinung wieder revidiert. In der Typentest.de Kategorie Liebe & Partnerschaft bin ich vor einiger Zeit bereits zu dem gleichen Schluss gekommen wie die Studien oben: der Persönlichkeitstyp, wie wir ihn vom Typentest Persönlichkeitstest kennen, spielt bei der Partnerwahl keine Rolle. Auch wenn manche Autoren im Bereich von MBTI oder David Keirsey in der Vergangenheit gerne das Gegenteil behauptet haben. Bei der russischen Sozionik will man gar sämtliche menschlichen Beziehungen bis ins Detail berechnen können – was natürlich in der Realität überhaupt nicht funktioniert.

Sind Online-Partnerbörsen deswegen nutzlos?

Nein, ganz im Gegenteil: Online-Singlebörsen bieten eine sehr einfache und schnelle Möglichkeit, viele potentielle Partner kennen zu lernen. Anonym und ohne Druck, was draußen auf der Straße oder in der Disco (siehe Artikel Disco als Persönlichkeitstest?) nicht möglich wäre und gerade schüchternen Menschen oft sehr schwer fällt. Dafür haben wir online das Problem des Überangebots, die Qual der Wahl: irgendwie müssen Tausende von Ergebnissen gefiltert werden. Auch wenn Persönlichkeitstests und Matching-Systeme nicht wirklich funktionieren – sie reduzieren zumindest die Auswahl und machen uns die Entscheidung leichter. Allerdings dürfen wir nicht erwarten, dadurch den perfekten Partner frei Haus geliefert zu bekommen, denn das können sie nicht.

Leidenschaft statt Beziehungs-Formel

Wenn es die Formel zur Berechnung von Beziehungen tatsächlich geben sollte – was sehr unwahrscheinlich ist – hat sie bisher noch niemand gefunden. Wenn Sie also das nächste Mal Werbeversprechen von Partnervermittlungen hören: glauben Sie ihnen nicht – egal wie sehr sie mit angeblicher Wissenschaftlichkeit, Erfolgsquoten oder damit, dass bei ihnen alles anders ist, werben. Der Traum vom maßgeschneiderten Partner per Mausklick bleibt also unerfüllt. Aber vielleicht is das auch ganz gut so, denn Liebe ist nun mal keine Mathematik. Es wäre langweilig, wenn wir den perfekten Partner einfach so berechnen könnten. Wo blieben sonst die Spannung, das Prickeln und die Schmetterlinge im Bauch, wenn wir unseren potentiellen Partner zum ersten Mal live treffen?

 

Mehr zum Thema findet sich in einem Artikel mit sehr offenen Worten auf Liebe Pur und einem Artikel zu den zitierten Studien auf Alltagsforschung.de.

Foto: flickr-User seyyed mostafa zamani

*Quellen:
– Finkel, E. J., Eastwick, P. W., Karney, B. R., Reis, H. T., & Sprecher, S. (2012). Online dating: A critical analysis from the perspective of psychological science. Psychology Science in the Public Interest, 13, 3-66. [Download]

– R. Matthew Montoya, Robert S. Horton, Jeffrey Kirchner; Is actual similarity necessary for attraction? A meta-analysis of actual and perceived similarity; 2008
– Dyrenforth PS, Kashy DA, Donnellan MB, Lucas RE.; Predicting relationship and life satisfaction from personality in nationally representative samples from three countries: the relative importance of actor, partner, and similarity effects.; 2010

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8 Responses to Persönlichkeitstests bei Partnervermittlungen nutzlos?!

  1. Cordula sagt:

    Ich denke das diese Persönlichkeitstests rein gar nichts ausmachen, den richtigen partner finden zu können. Aber ein sehr interessanter Bericht, weiter so!

  2. Meike sagt:

    Aufgrund meiner langjährigen Erfahrung als Partnervermittlerin kann ich sagen, daß dise ganzen Tests, Abgleiche von Vorlieben und Hobbies etc. nur bedingt erfolgsversprechend ist. Menschen müssen sich treffen, sich kennenlernen, beschnuppern und dann sehen ob der Funke überspringt oder eher nicht. Viele Übereinstimmungen im Persönlichkeitstest sind zur Partnersuche nur ein kleines, nicht allzuwichtiges Detail.

  3. Gabi sagt:

    Bei der Partnersuche achte ich nur bedingt auf Gemeinsamkeiten, nämlich die, die für mich elementar wichtig sind (Nichtraucher z.B.). Ich ignoriere auch teilweise Alters- und Aussehensvorgaben der Kandidaten.

    Ist doch wie bei der Bewerbung um einen Job: Wenn ich mich da immer ganz strikt an die genannten Voraussetzungen gehalten hätte, hätte ich bis heute keine Arbeit…

  4. Friedl222 sagt:

    Ich denke es kommt drauf an, wie viel man über sich selbst und seine Mitmenschen weiß. Wenn man nicht mal weiß wer man ist, wird einem auch so ein Persönlichkeitstest wenig bringen.

    Wenn man es aber auf das Level der „Weisheit“ geschafft hat, dann nehm ich mal mein eigenes Beispiel, denn dann will ich persönlich gesehen mit einer „richtigen“ Frau (i.S.v. Gunter Dueck) nicht mehr viel zu tun haben – zumindest nicht als Frau/Freundin und ganzbestimmt auch kein Kind von ihr.

    Ich denke diese Tests sind bis dato wenig aussagekräftig, eben weil bis dato der Großteil der Bevölkerung noch eher „richtig“ erzogen worden ist, zumindest im deutschsprachigen Europa.

  5. ute berger sagt:

    so ein Persönlichkeitstest den man selbst ausfüllt, das geht garnicht, man kann sich doch nicht selber einschätzen, wie soll das gehen und außerdem wo die Liebe hinfällt bleibt sie liegen ob mit oder ohne Test

  6. Kenan Killiad sagt:

    Die Kriterien von Partnerschaftsbörsen für ein Match, sind ähnliche Eigenschaften (Gleich und Gleich gesellt sich gerne und Gegensätze ziehen sich an).

    >>Beides Funktioniert<>Partnerschaftstest Algorithmen basieren nicht auf der Persönlichkeit (was bin ich), sie basieren auf Vorstellungen von Persönlichkeit (was will ich)<>Es gibt einen kleinen aber feinen Unterschied, zwischen ähnlicher Persönlichkeit und ergänzender Persönlichkeit<>Beides hat nichts mit Ergänzung zu tun, sondern mit Anpassung<<

    Wenn es die Formel zur Berechnung von Beziehungen tatsächlich geben sollte – was sehr unwahrscheinlich ist – hat sie bisher noch niemand gefunden.

    Sie ist nicht unwahrscheinlich. Weil Partnerschaft nicht auf Liebe fußt, sondern die Persönlichkeitsstruktur bestimmt ob es Liebe wird. Es gibt sie, sie ist Mathematisch und sie wird schon seit 15 Jahren angewendet, Erfolgsqoute 99%

  7. Lars Lars sagt:

    Hallo Kenan Killiad,

    Aha, und wo gibt es diese angebliche „Erfolgsqoute 99%“? Das würde mich jetz schon interessieren, denn das zweifle ich stark an. Und wer misst die und wie wird sie gemessen?

    Und warum widersprichst du dir komplett selbst: „Partnerschaftstest Algorithmen basieren nicht auf der Persönlichkeit“ und „die Persönlichkeitsstruktur bestimmt ob es Liebe wird“.

    Ich kann mich nur wiederholen: In wissenschaftlcihen Studien hat man festgestellt, dass alle diese Algorithmen nur Augenwischerei sind und kaum mehr als eine Zufallsauswahl.

    Schöne Grüße
    Lars

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