NLP: Magie für Manager

Das Neurolinguistische Programmieren (NLP) ist ein vor allem in Marketingkreisen sehr beliebtes, vermeintlich psychologisches Werkzeug. Ein Blick auf die Wissenschaftlichkeit der bei NLP genutzten Methoden zeigt jedoch, dass diese größtenteils Unsinn sind, der in der Praxis nicht funktionert.

Ist NLP nur fiktiver Hokuspokus wie bei Harry Potter?

Psychologischer Hokuspokus

Das Astrologie nichts weiter als Quatsch ist, der aufgrund der Zufallswahrscheinlichkeit ab und zu auch mal ins Schwarze trifft, ist allgemein bekannt. Sieht man sich in diesem Zusammenhang psychologische Denkfallen wie den Barnum-Effekt oder den Bestätigungsfehler an, dann findet sich auch eine Erklärung, warum manche Menschen dennoch an Horoskope und Co. glauben: sie sehen nur die zutreffenden Dinge, ignorieren die unzutreffenden, und bestätigen ihre Meinung auf diese Weise immer wieder. Auf gleichem Niveau wie das Tageshoroskop bewegen sich nach wissenschaftlicher Erkenntnis die Methoden des NLP, des neurolinguistischen Programmierens.

Da bei NLP größtenteils zweifelhafte und vielfach schlicht falsche Theorien postuliert werden, möchte ich hier keinen NLP-Überblick geben, sondern nur ein vielsagendes Beispiel: anhand der Augenbewegungen (oben, unten, seitlich) innerhalb eines Gespräches soll erkannt werden können ob eine Person lügt, und anhand der Blickrichtung beim Nachdenken, welchem Typ Mensch sie zuzuordnen ist. Auch der oft wiederholte und dennoch falsche Gehirnhälften Mythos wird beim neurolinguistischen Programmieren in diesem Zusammenhang gerne herangezogen.

Zwar gibt es zu NLP zahlreiche „Experten“, Trainer und Ratgeberbücher – aber nur weil Etwas in gewissen Kreisen Beliebtheit genießt, heißt das noch lange nicht, dass es Hand und Fuß hat. In einer polnischen Studie aus dem Jahr 2010 wurden die wissenschaftlichen Veröffentlichungen der letzten 35 Jahre zum Thema NLP untersucht. Das Resultat: 18,2% der Studien konnten gewisse NLP Methoden bestätigen, 27.3% hatten unklare Ergebnisse, die sich nicht klar als positiv oder negativ auslegen ließen, und 54.5% der Studien zeigten negative Ergebnisse für die proklamierten Methoden von NLP. Das ist ein Schlag ins Gesicht der Glaubenssätze von NLP und zeigt ganz klar, was von diesem Sammelsurium an zusammengewürfelten Ideen und Theorien zu halten ist.

Oft hört man das Argument, das Wissenschaftlichkeit und Grundlagen der Methoden doch egal seien, solange sie funktionieren. Genau das ist jedoch der entscheidende Punkt bei den NLP-Methoden: Sie funktionieren nicht. In den zitierten Studien wurde unter kontrollierten Umständen überprüft, ob diese Vorgehensweisen in der Praxis taugen. Doch weder kann man an der Augenbewegung eines Menschen erkennen ob er lügt oder an was er gerade denkt, noch lassen sich alle Menschen in visuelle, auditive und kinästhetische Typen unterteilen. Und auch durch das Spiegeln der Körperhaltung oder bestimmte Schlüsselwörter lassen sich Menschen nicht zu etwas manipulieren und programmieren, dass sie nicht möchten, wie z.B. zum Kauf eines Produktes.

Die Einzigen, die bei NLP programmiert werden, sind die Anwender dieser kreativen Hokuspokus Methoden, die sich dadurch verschiedenste Dinge erhoffen. Der Glaube an diese Dinge ist jedoch nichts weiter als magisches Wunschdenken, oder um mit den Worten des Erstellers der zitierten Studie zu schließen:

NLP präsentiert pseudowissenschaftlichen Unsinn.
„NLP represents pseudoscientific rubbish.
~

Andere pseudowissenschaftliche Themen: DISG/DISC/PERSOLOG, Insights Discovery, GPOP, Neuro-IPS

Drei sehr aufschlussreiche und spitz formulierte Artikel zum Thema NLP gibt es von Prof. Dr. Uwe P. Kanning bei Haufe:

Quelle Studie:
Thirty-Five Years of Research on Neuro-Linguistic Programming. NLP Research Data Base. State of the Art or Pseudoscientific Decoration?; Tomasz Witkowski; Polish Psychological Bulletin; 2011

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