Angst, Alkohol und Depression: Die häufigsten psychischen Störungen der Deutschen

In einer Studie wurden die psychischen Störungen der Deutschen untersucht, mit dem Ergebnis, dass im Zeitraum von einem Jahr 1/3 aller Deutschen an einer solchen Störung leidet.

Ausschnitt aus Was sind die häufigsten psychischen Störungen in Deutschland?* der DEGS, zum vergrößern klicken

In der Studie waren es kurioserweise exakt 33,3 Prozent, also genau ein Drittel aller Befragten, die an einer psychischen Störung litten. Im Gegensatz zu anderen Studien handelte es sich bei dieser nicht um eine reine Befragung, sondern die Teilnehmer wurden auch ärztlich beurteilt, was die Ergebnisse sehr zuverlässig und aussagekräftig macht.

Unter diesen psychischen Störungen leiden wir:

Die am weitesten verbreitete psychische Störung in Deutschland sind die diversen Arten von Angststörungen, unter denen ca. 16% aller Deutschen leiden. Unterscheidet man zwischen Männern und Frauen, so zeigt sich, dass erstaunliche 22,6% aller Frauen – also mehr als jede Fünfte! – unter einer Angststörung leiden. Bei Männern ist es mit 9,7% immerhin noch jeder Zehnte.
Auf Platz zwei liegen Alkoholstörungen, will heißen der missbräuchliche und suchthafte „Genuss“ von Alkohol. Hier liegen die Männer mit 18,4% klar vorne, bei den Frauen sind es nur 3,9% Betroffene.
Die zweifelhafte Ehre von Platz 3 kommt der oft als Volkskrankheit bezeichneten Depression in ihren verschiedenen Formen und Facetten zu. Innerhalb eines Jahreszeitraumes leiden ganze 11,4% der Frauen und immerhin auch 5,0% der Männer unter einer einzelnen oder wiederkehrenden depressiven Episode.

Die anderen untersuchten Störungen, wie z.B. eine zwanghafte Persönlichkeitsstörung, posttraumatische Belastungsstörung oder auch Essstörungen waren mit unter 5% vergleichsweise selten anzutreffen.
Mehr als ein Drittel der von Störungen Betroffenen litten jedoch nicht nur an einer, sondern an mehreren psychischen Störungen. Am Häufisten gibt es bei den Deutschen die Kombination von Angststörung und Depression, sowie von Angst und Suchterkrankungen (Alkohol oder Medikamente). Wenig überraschend hatten Menschen mit psychischen Störungen auch eine besonders hohe Anzahl an Fehltagen bei ihrer Arbeitsstelle.

Einige prominente Persönlichkeitsstörungen wie Psychopathie und Narzissmus wurden in der Studie nicht berücksichtigt, da diese in der Realität lange nicht so oft auftreten wie ihr Vorkommen in den Medien und vor allem auch in fiktiven Geschichten suggeriert. Andere Phänomene der Persönlichkeit, wie zum Beispiel Hochsensibilität oder Einsamkeit, wurden ebenfalls nicht untersucht, da diese nicht als Störungen gelten.

Sind psychische Störungen etwa normal?

Unter der so genannten „normalen Persönlichkeit“, wie sie auch im Typentest Persönlichkeitstest erfasst wird, versteht man normale, von sich aus nicht schädliche Persönlichkeitseigenschaften wie z.B. Introvertiertes Verhalten. Psychische Störungen werden in Persönlichkeitstests daher nicht berücksichtigt. Betrachtet man jedoch, wie häufig psychische Störungen auftreten, nämlich bei jedem Dritten, muss man feststellen, dass diese gewissermaßen wohl doch zur Normalität gehören, denn ein großer Teil der Menschen leidet darunter.

Untersucht wurde in der Studie zudem nur das aktuelle Befinden der Teilnehmer, sowie ihre Beschwerden der letzten 12 Monate. Auf das ganze Leben hochgerechnet dürfte die Zahl der Betroffenen demnach wesentlich höher sein als die auf ein Jahr bezogenen 33%. Berücksichtigt wurden außerdem nur Fälle mit voll ausgeprägten Störungen. Nimmt man noch diejenigen Menschen hinzu, welche lediglich leichter ausgeprägte Symptome einer Störung zeigen, wäre die Zahl ebenfalls deutlich höher. Auch mit einer zurückhaltenden Schätzung können wir also davon ausgehen, dass die meisten Deutschen im Lauf ihres Lebens unter Symptomen von psychischen Störungen gelitten haben oder aktuell leiden, und diese Störungen daher – leider – Teil eines normalen Lebens sind.
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*Quelle:
Was sind die häufigsten psychischen Störungen in Deutschland?, Hans Ullrich Wittchen & Frank Jacobi, PDF der Studie

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