Experiment: Persönlichkeitstest für das Enneagramm

Ordnung ins Chaos bringen

Das Enneagramm ist eine eher spirituell angehauchte Art der Persönlichkeitseinschätzung und (nur) in Deutschland nach wie vor relativ bekannt und beliebt. Obwohl es keinerlei wissenschaftlichen Hintergrund oder klare Basis hat und daher aufgrund der fehlenden Grundlage als ernsthaftes Persönlichkeitsmodell nur wenig bis gar nichts taugt. In der Persönlichkeitsforschung wird es überhaupt nicht eingesetzt, es gibt keine einzige wissenschaftliche Studie zum Enneagramm.

Es besteht nicht aus geordneten Persönlichkeitseigenschaften, sondern aus 9 meist recht umfangreich beschriebenen Typen bzw. Typenstrukturen. Das Enneagramm als Test zu konstruieren ist sehr schwer, da es nach keinen klaren Regeln aufgebaut ist und die den 9 Typen zugeordneten Charaktereigenschaften so kreuz und quer verteilt sind, dass es völlig durcheinander wirkt. Siehe dazu den Artikel Das Enneagramm und seine neun Typen im Vergleich mit moderner Persönlichkeitsforschung.

Manche der 9 Typen treffen demnach auf ca. 30-50% aller Menschen zu, wie Typ 2, bei dem es im Wesentlichen um simple Hilfsbereitschaft geht, andere nur auf etwa 1%, wie Typ 8, der im Endeffekt ein sehr stark ausgeprägter Macht- und Kontrollfreak ist. Aus diesem Durcheinander einen Test zu konstruieren gestaltet sich als sehr schwierig, weshalb es auch nicht viele gibt. Das ist auch der Grund, warum das Enneagramm keiner wissenschaftlichen Prüfung unterzogen werden kann: Jeder interpretiert die 9 Typen etwas anders, klare Grundlagen und damit Richtlinien gibt es nicht, und daher gibt es auch nur wenig das man konkret überprüfen könnte.

Aus verschiedenen Quellen habe ich mir dennoch die Enneagramm Profile der 9 Typen durchgelesen und versucht, deren Kerneigenschaften, also die Dinge die in den meisten Profilen genannt wurden, mit Eigenschaften der modernen Persönlichkeitsforschung zu verknüpfen. Das bezieht sich auf Eigenschaften die „fassbar“ waren, wie z.B. Hilfsbereitschaft, Perfektionismus oder emotionale Empfindlichkeit, und die sich klar bestimmten Persönlichkeitseigenschaften zuordnen lassen. Die eher spirituellen und oft verschwurbelten Interpretationen wie man sie in vielen Enneagramm-Profilen findet, habe ich verständlicherweise ausgelassen.

Herausgekommen ist ein assymetrischer Test, ein Experiment von mir. Denn aufgrund der chaotischen Zusammensetzung und unterschiedlichen Häufigkeit der Enneagramm-Typen bleibt nichts anderes, als für einige Typen konkret zu Fragen: „Hast du diese folgenden Eigenschaften? Dann bist du Typ X.“. Eine Einschätzung auf einer Skala – wie normalerweise bei solchen Tests üblich – ist nicht möglich, da sich die Enneagramm Typen nicht auf einer Skala bewegen. So geht es z.B. bei  Typ 6 hauptsächlich um ein hohes Bedürfnis nach Sicherheit, also eine stark(!) ausgeprägte emotionale Empfindlichkeit, wissenschaftlich Neurotizismus. Es gibt aber anders herum keinen Typen, bei dem es um niedrige oder durchschnittlich ausgeprägte Empfindlichkeit geht. Die Enneagramm Typen decken immer nur einen bestimmten Teil der Skala von Persönlichkeitseigenschaften ab, und lassen andere Teile komplett außen vorher. Vergleicht man mit dem wissenschaftlichen Persönlichkeitsmodell der Big Five, kommt z.B. die Eigenschaft Verträglichkeit bei sieben der neun Typen vor, Neurotizismus und Offenheit für neue Erfahrungen dafür nur bei jeweils einem und auch nur in jeweils einer Richtung der Ausprägung.

Lange rede kurzer Sinn: Aus diesem Kuddelmuddel habe ich nun einen experimentellen Test konstruiert, der zwar nicht viel mehr als eine Spielerei sein kann, aber immerhin die Enneagramm Typen anhand von messbaren Persönlichkeitseigenschaften bestimmt:

Enneagramm Test

Dazu gibt es auch noch passende Profile, die sich weniger am klassischen Enneagramm-Stil der Interpretation orientieren, sondern ebenfalls an messbaren Eigenschaften aus der Persönlichkeitsforschung. Viel Spaß damit!

Die 9 Enneagramm Typen:

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One Response to Experiment: Persönlichkeitstest für das Enneagramm

  1. Winfried Wirzberger sagt:

    Hallo Lars.

    Das aktuelle Enneagramm-Modell nennt sich Tritype und ist ein wenig umfangreicher.

    Das Enneagramm wird dazu in drei Bereiche aufgeteilt.
    Den Bereich der sog. Bauchtypen, der Herztypen und der Kopftypen.
    Die Bauchtypen umfassen 8, 9 und 1
    die Herztypen umfassen 2, 3 und 4
    die Kopftypen umfassen 5, 6 und 7

    Die Theorie besagt nun dass jeder Mensch jeweils einen der drei Typen hat, z.B. 8-3-7, und jeder Mensch einen dominanten Typ hat.
    So ergeben sich 27 mögliche Kombinationen.

    Zusätzlich gibt es noch den sog. Instiktiven Stapel, aber das ist wohl etwas für Fortgeschrittene.

    Obendrein exitieren für alle Typen noch unterschiedliche Entwicklungsstufen bzw. Reifegrade.

    Die Sache ist also nicht so dass man genau einem Typ entspricht sondern unterschiedlich stark gewichtete Anteile von allen Typen in sich trägt.

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