Männer mögen Dinge, Frauen mögen Menschen

Wie eine einfache Feststellung sehr viele Unterschiede zwischen den Geschlechtern erklärt.

Pärchen von Eleni Papaioannou / Flickr

Warum Frauen keine Ingenieure werden wollen und Männer lieber mit Autos spielen

Jeder kennt die gängigen Geschlechterklischees, auf die ich hier gar nicht näher eingehen möchte. Heute soll es um Fakten gehen. Nämlich darum, was dran ist an den Unterschieden zwischen Mann und Frau. In einer großen Metastudie wurden die unterschiedlichen Interessen von Frauen und Männern untersucht (Metastudie bedeutet, es wurden viele bereits vorhandene Studien miteinander verglichen und kombiniert, um ein umfassendes Bild zu erhalten). Dabei ging es hauptsächlich um die Frage, warum in den so genannten MINT-Studienfächern (bzw. im englischen STEM) – Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik – so wenige Frauen zu finden sind. In den sozialen, biologischen und psychologischen Fächern dominieren dagegen Frauen und es finden sich erheblich weniger Männer. Gemessen mit einem Riasec Interessenstest zeigten bei der Metastudie Männer höhere Werte in den Bereichen:

  • Realistisch (grob gesagt Berufe, in denen mit den Händen gearbeitet wird) – hier gab es sehr starke Abweichungen zu Frauen.
  • Investigativ (Wissenschaftliches) – leichte Abweichungen zu Frauen.

Frauen zeigten höhere Werte in den Bereichen:

  • Sozial – starke Abweichungen zu Männern.
  • Artistisch – leichte Abweichungen zu Männern.
  • Konventionell (normale Standardberufe, z.B. im Büro oder Servicebereich) – leichte Abweichungen zu Männern.

Was konkrete Berufsgruppen angeht, zeigte sich die krasseste Differenz im Bereich des Ingenieurwesens, was auch den realen Verhältnissen am Arbeitsmarkt entspricht, denn hier sind fast nur Männer anzutreffen. Im Allgemeinen betrachtet fand sich die deutlichste und wichtigste Differenz zwischen Frauen und Männern in der stärkeren Neigung zum Interesse an Dingen (Männer) und an Menschen (Frauen).

Interessanterweise haben sich diese geschlechtsspezifischen Unterschiede in den Interessen seit den 1930er Jahren kaum verändert. Es handelt sich demnach nicht um ein aktuelles Phänomen unserer Zeit, sondern offensichtlich um substantielle Unterschiede in den Interessen von Frauen und Männern. In einer Abhandlung von 1911 wird der Unterschied zwischen Männern und Frauen bereits bezeichnet als: „das Interesse an Dingen und ihren Mechanismen (stärker bei Männern) und das Interesse an Personen und ihren Gefühlen (stärker bei Frauen)“. Weit mehr als 100 Jahre später in einer ganz anderen Zeit hat auch eine aktuelle Facebook-Studie diese Aussagen im Wesentlichen bestätigt.

Sind also alle Bemühungen sinnlos, mehr Frauen zu technischen Berufen (und mehr Männer in Soziale) zu bringen, wenn die Interessen der Geschlechter so verschieden sind? Sicher nicht. Aber wir dürfen nicht vergessen, dass die grundlegenden Interessen von Frauen und Männern offensichtlich sehr abweichend sind. Ob es sich dabei um genetische oder kulturell verursachte Unterschiede handelt, ist zum aktuellen Zeitpunkt nicht klar zu beantworten. Da jedoch auch Unterschiede in der Persönlichkeit zwischen Mann und Frau hauptsächlich genetisch veranlagt sind (Frauen sind z.B. kooperativer, empathischer und empfindlicher als Männer, siehe Big Five), ist es wahrscheinlich, dass auch diese Interessensunterschiede zumindest zu einem Teil unseren Genen entstammen.

Auch aus Sicht der Evolution ergibt es Sinn, dass dieser Unterschied daher kommt, dass Männer sich in unserer Vorzeit mehr um die Dinge kümmerten: Jagd, Unterkunft, Essen und Schutz. Frauen kümmerten sich dagegen mehr um die Menschen: die Versorgung und Betreuung von Kindern und Alten, sowie um den Zusammenhalt und das Zusammenleben in der Gruppe. Dass uns solche evolutionären Programmierungen bis in die moderne Zeit begleiten, sehen wir an heutzutage unnötigen Ängsten, wie der vor Schlangen, oder anderen Phänomenen im Bereich der Resilienz. Bei allen Tendenzen und statistischen Ergebnissen zum Durchschnittsmenschen darf jedoch ein wichtiger Punkt nicht vergessen werden:

Es ist auch ganz normal, nicht diesen Klischees und Vorstellungen zu entsprechen.

Die Frau, die gerne an Autos schraubt oder Maschinenbau studiert, gibt es zwar seltener, sie ist aber genauso normal wie der Mann, der Kindergärtner oder Sozialarbeiter werden möchte. Wir sollten keine Vorurteile walten lassen, sondern gerade das Ergreifen dieser bei einem Geschlecht selten gewählten Berufsfelder unterstützen. Das ist auch der Grund, warum es zum Beispiel Girls Days in typischen Männerberufen gibt, an denen sich junge Frauen Werkstätten oder die Labors technischer Unis näher ansehen können. Die oben ausgeführten Erkenntnisse erklären uns zwar, warum Jungs lieber mit Autos spielen und Mädchen lieber mit Puppen. Sie zeigen uns aber ebenfalls, dass dies kein Muss ist. Bei weitem nicht alle Menschen entsprechen diesen Geschlechterklischees und niemand sollte sich von außen auf diese Geschlechterinteressen festnageln lassen. Denn am Schluss entscheidet nicht das Geschlecht, sondern die individuelle Person.
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Quelle:
Men and things, women and people: A meta-analysis of sex differences in interests. ; Su, Rong; Rounds, James; Armstrong, Patrick Ian (Pdf)

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