Herz oder Kopfmensch?

Denken Sie mit dem Herz oder mit dem Kopf? Die Antwort auf diese Frage sagt einiges über Ihre Persönlichkeit aus.

Herzkopf von Marian Beck / Flickr

Herz im Kopf

Die Assoziation des Herzens mit Liebe, Emotionen und Gefühlen ist jedem bekannt. Ebenfalls die Verbindung des Kopfes zu Logik, Rationalität und Verstand. In Wirklichkeit hat das Herz natürlich nichts mit unseren Gefühlen zu tun, denn die entstehen alle in unserem Gehirn – das Herz pumpt lediglich Blut durch unseren Körper, für unsere Emotionslagen ist es jedoch nicht verantwortlich. Unser Verhalten wird also keineswegs durch das Herz oder den Kopf (oder bei Männern manchmal auch andere Organe) gesteuert, sondern alles was wir tun oder lassen hat seinen Ursprung in unserer persönlichen Schaltzentrale, genauer gesagt in unserem Gehirn.

Dennoch: eine Studie hat herausgefunden, wer sich selbst als Kopfmensch bezeichnet, verhält sich eher rational, logisch und unpersönlich. Wer sich als Herzmensch sieht, verhält sich dagegen eher emotional, empathisch und feminin. Eine Folgestudie kam sogar zu der Erkenntnis, dass Kopfmenschen besser darin waren, Fragen zur Allgemeinbildung korrekt zu beantworten und als Studenten einen etwas höheren Notendurchschnitt hatten. Herzmenschen bevorzugten dagegen bei moralischen Entscheidungen emotionale über rationalen Argumenten. Zudem zeigten sie eine höhere Vulnerabilität (emotionale Verwundbarkeit) an stressigen Tagen. Mit unserer Persönlichkeit verglichen, wie sie im Typentest Persönlichkeitstest eingeschätzt wird, gab es Überschneidungen zwischen der Big Five Eigenschaft Verträglichkeit und Herzmenschen, aber ansonsten keine Zusammenhänge.

Wir identifizieren uns also ein Stück weit mit den Metaphern davon, wie uns Kopf und Herz beeinflussen. Auch wenn diese beiden Körperteile in der Realität gar nicht die entsprechenden Einflüsse und Funktionen haben, besitzen sie diese Eigenschaften dennoch in unserer Vorstellung – weswegen wir sie ihnen zuschreiben. In diesem Zusammenhang ist auch die Tatsache interessant, dass das allseits bekannte Herzsymbol gar nicht der wirklichen Form unseres Herzens entspricht, was real ein eher unschöner Klumpen ist und sich daher nur wenig als Symbol eignet. Das uns bekannte Herz-Symbol geht wahrscheinlich auf die Form des Efeublattes zurück, dass früher ein Symbol für die Liebe war und im europäischen Mittelalter verbreitet wurde. Dies unterstreicht noch einmal die Erkenntnis, dass es bei unserer Vorstellung von Herz und Kopf gar nicht um deren reale Funktionsweisen geht, sondern um die Bilder und Metaphern, die wir damit verbinden. Egal ob sie stimmen oder nicht. Herz- oder Kopfmensch – es spielt sich alles nur in unserem Kopf ab.
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Quelle:
Do You Use Your Head or Follow Your Heart? Self-Location Predicts Personality, Emotion, Decision Making, and Performance; Adam K. Fetterman and Michael D. Robinson; Link

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4 Responses to Herz oder Kopfmensch?

  1. snappyshort sagt:

    Spannend! 🙂

    Für mich stellt sich dann natürlich die Frage von der Macht von Symbolen im Allgemeinen… gibt ja viele Dinge, die eigentlich nicht der objektiven Wahrheit entsprechen und sich dennoch weiter im kulturellen Gedächtnis halten. Dass diese jedoch auch aktiv das Leben von uns beeinflussen…finde ich sehr interessant.

    Könnte man fast auf die Idee kommen beispielsweise den wissenschaftlich nicht adäquaten MBTI ähnliche Attribute zuzuschreiben. Nach dem Motto: Wenn ich glaube, dieser oder jener Typ zu sein, verändert das mein Bewusstsein nachhaltig?

  2. Lars Lars sagt:

    Hi Snappyshort,

    Ja, tut es. Unsere Erwartungen davon, wie wir laut anderen Menschen, Tests und Co. sein sollen, beeinflussen uns auch real, dazu habe ich bereits einen Artikel geschrieben: http://www.geistundgegenwart.de/2012/06/wie-wir-uns-tauschen-lassen-pillen.html

  3. snappyshort sagt:

    Sehr, sehr interessant! 🙂
    Barum-Effekt war mir schon bekannt, aber ich finde die Implikationen sehr spannend. Im Prinzip besteht der Effekt aus dem menschlichen „Glauben“ und dem psychischen „Zwang“ die Dinge „einfach“ zu halten.
    Und daraus resultiert dann vermutlich auch das Bedürfnis überhaupt „Typen“ (z.B. auch Vorurteile oder Stereotypen) zu suchen, also die Welt/Menschen einfacher verständlich zu machen, was ja eigentlich Blödsinn ist, da jeder Mensch irgendwie anders ist als alle anderen – und wir wissen das auch (eigentlich!).
    Dennoch ist dieses Streben irgendwie vorhanden. Erklärt das jedoch alleine, warum Astrologie heutzutage noch immer so unfassbar verbreitet ist? Immerhin kennt praktisch jeder Mensch in der westliche Hemisphäre sein eigenes Sternzeichen! Wie konnte ein solches „magisches“ Relikt aus längst vergangener Zeit bis in die postmoderne Welt hin überleben?

    Darauf gibt es sicher keine Antwort, ich weiß. 😉 Aber noch was anderes: Heißt das auch, dass wir unsere „wahre“ Persönlichkeit (falls es das gibt) ändern oder ist das nur unser Selbstbild, das sich verändert? Gibt es dazu Forschungen und Ergebnisse?
    Oder ist das nur die klassische Gene- vs. Umwelt-Debatte?

  4. Lars Lars sagt:

    Ob wir uns tatsächlich verändern oder nur unser Selbstbild, ist eine gute Frage. Ich denke, das hat eine wechselseitige Wirkung. Wie man ja an den im Artikel erwähnten Tsimane-Kindern sieht, haben solche Erwartungen einen realen Einfluss auf uns. Unser Selbstbild beeinflusst also auch unsere wahre Persönlichkeit zu einem gewissen Grad.

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