Die Persönlichkeit von US-Amerikanern in 3 Regionen

Die Bewohner der USA zeigen erstaunlich unterschiedliche Persönlichkeiten, abhängig von ihrem Wohnort.

Bild aus der Studie: Divided we stand: Three psychological regions of the United States and their political, economic, social, and health correlates.

Ein Bayer auf Rügen und lokale Temperamente

In einer groß angelegten aktuellen Studie mit mehr als 1,5 Millionen(!) Teilnehmern wurde die Persönlichkeit von USA-Amerikanern untersucht. Dabei sind unter anderem auch die Wohnorte erhoben worden, woraus dann die durchschnittliche Verteilung von Persönlichkeitseigenschaften in den einzelnen US-Bundesstaaten errechnet werden konnte. Genutzt wurde dazu das Persönlichkeitsmodell der Big Five, das ich auch beim Typentest Persönlichkeitstest verwende.

Die fünf Eigenschaften der Big Five – Extraversion, Offenheit für neue Erfahrungen, Verträglichkeit, Gewissenhaftigkeit und Neurotizismus – wurden mittels mathematischer Analysen in drei grundsätzliche Persönlichkeitsmuster unterteilt, die in dieser Kombination besonders häufig zusammen auftreten:

  • A: Freundlich & Konventionell
    In diesen Staaten sind die Menschen etwas stärker extrovertiert als im Rest der USA und haben ebenso eine etwas höhere Verträglichkeit, Gewissenhaftigkeit und niedrigeren Neurotizismus. Zudem zeichnen sie sich durch deutlich niedrigere Offenheit aus.
  • B: Kreativ & Relaxed
    Die Einwohner dieser Regionen zeigen eine sehr hohe Offenheit für neue Erfahrungen und damit einhergehend auch Kreativität. Des Weiteren sind sie eher introvertiert, haben eine niedrigere Verträglichkeit und deutlich niedrigeren Neurotizismus als der Durchschnitt.
  • C: Temperamentvoll & unkontrolliert
    Menschen in diesen Gegenden fallen besonders durch merkbar erhöhten Neurotizismus auf, so wie durch deutlich niedrigere Verträglichkeit und Gewissenhaftigkeit. Ebenfalls sind sie etwas stärker introvertiert wie die Bewohner der anderen Staaten.

Bezogen auf die USA-Karte (zum vergrößern klicken) zeigte sich Gruppe A verstärkt im mittleren Westen (z.B. Chicago) und im Süden, Gruppe B sehr deutlich an der Westküste (u.a. Kalifornien), aber auch teilweise an der Ostküste, und Gruppe C vor allem im Nordosten (New York) und in Texas.

Erklärt wird diese auffällige Bündelung von charakteristischen Eigenschaften in bestimmten Regionen damit, dass sich durch aktuelle und historische Gegebenheiten die Menschen in diesen Staaten anders entwickelt haben. Zum Beispiel der mittlere Westen stark durch Farmerfamilien geprägt wurde, die sich gegenseitig unterstützt haben, aber dort traditionell nur wenig unterschiedliche Kulturen durch Einwanderer präsent waren. Das Gegenteil ist in Kalifornien der Fall, wo sich viele Einwanderer verschiedenster Zugehörigkeiten wiederfinden und das durch seine Technik- und Kreativindustrie im Silicon Valley kreative Köpfe nicht nur aus den USA, sondern aus der ganzen Welt anzieht.

So faszinierend diese Karten der Persönlichkeitsverteilung sind, so wenig sagt diese Statistik jedoch über einzelne Personen aus. Was sie uns sagt, ist, das es im Schnitt z.B. mehr kreative und relaxte Menschen in Kalifornien gibt, als in Texas. Deswegen kann natürlich trotzdem jeder Texaner auch sehr offen für Neues sein und jeder Einwohner Kaliforniens kann genauso bodenständig denken. Allerdings ist die Gesamtbevölkerung in Kalifornien etwas kreativer als die in Texas und im Mittleren Westen ist man bodenständiger als im Rest der USA.

Auf Deutschland bezogen gibt es leider keine entsprechenden Studien, die regionale Unterschiede betrachten. Ob grummlige Norddeutsche weniger verträglich sind als Bayern oder karnevalsbegeisterte Rheinländer extrovertierter als Sachsen, bleibt daher eine Frage der individuellen Wahrnehmung und der bekannten Klischees über die verschiedenen Bevölkerungsgruppen. Es würde aber die Meisten sicher nicht überraschen, wenn der typische Schwabe tatsächlich etwas sparsamer und gewissenhafter wäre als andere, oder der typische Hamburger oder Berliner etwas weltoffener.
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Quelle:
Divided we stand: Three psychological regions of the United States and their political, economic, social, and health correlates. Rentfrow P, Gosling SD, Jokela M, Stillwell DJ, Kosinski M, Potter J.
Pdf
zur Studie

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