Die Stiftung Warentest testete Persönlichkeitstests, unter anderem auch den Typentest.
Persönlichkeitstests im Test
Getestet wurden 10 kostenlose und kostenpflichtige Persönlichkeitstests im Internet, darunter auch der Typentest XL. Über die anderen Testteilnehmer lässt sich im Artikel nachlesen, der sich aber leider hinter einer Paywall verbirgt und alles andere als aktuell ist, mehr dazu weiter unten. Der Typentest XL wurde mittelmäßig mit der Note Ausreichend (4,0) bewertet. Hauptgrund für diese verhaltene Beurteilung ist die als unzureichend bewertete Darstellung der Testergebnisse des Typentest XL (in diesem Punkt konnte die Tester übrigens keines der 10 getesteten Angebote überzeugen).
Ich bin dennoch mit der Beurteilung zufrieden und stimme den Testern von Warentest zu: die Ergebnisdarstellung beim Typentest XL ist recht knapp und kurz und für sich alleine gesehen wenig aussagekräftig. Das liegt daran, dass sich auf Typentest.de und auch in meinem Buch jede Menge weiterführende Informationen zu allen Persönlichkeitseigenschaften der getesteten Big Five befinden. Alle diese weit reichenden Erklärungen auf die Ergebnisseite vom XL-Test zu quetschen, macht wenig Sinn. Der Typentest XL ist als Orientierung gedacht, um sich genauer einschätzen zu können – weitere Informationen mit ausführlichen Beschreibungen finden sich in den jeweiligen Kategorien und Unterseiten von Typentest.de und in meinem Buch. Bewertet wurde allerdings nur der XL-Test. Das dessen Testauswertung für sich allein betrachtet recht mager daherkommt, ist verständlich.
Bei der Zuordnung der Ergebnisse zu den 16 bzw. 32 Typen wurde die Nennung von realen und fiktiven Beispielen in den Typenprofilen von den Testern als fragwürdig kritisiert, und führte sogar zu einer Abwertung in der Gesamtbeurteilung. Das ist zwar nachvollziehbar, und natürlich ist dieser Teil des Typentests mehr Unterhaltung als ernsthafte Analyse. Aber gleichzeitig ist die Nennung von prominenten Beispielen beim Typentest ein Element, dass gerade wegen seinem Unterhaltungswert immer für anregenden Gesprächsstoff sorgt, wie der Warentest Artikel beweist.
Test im Schneckentempo
Unabhängig von der Wertung ergibt sich jedoch auch eine gewichtige Kritik am Testverfahren der Stiftung Warentest. Zwischen dem ursprünglichen Warentest (die Erhebung wurde zwischen September und November 2013 durchgeführt) und der Veröffentlichung des zugehörigen Artikels auf test.de ist nun ein Dreiviertel-Jahr vergangen. Meiner Meinung nach ein absolutes Unding, besonders da alle untersuchten Angebote Online-Tests sind, und sich dort bekanntermaßen schnell etwas verändern kann. So existiert einer der aufgeführten Tests – Personality Net – bereits seit über einem halben Jahr nicht mehr, die Beurteilung dieses Angebotes ist also völlig sinnlos. Der ebenfalls untersuchte kostenpflichtige Test vom Geva-Institut ist mittlerweile für Privatkunden nicht mehr verfügbar. Die Relevanz des Warentest-Artikels darf dementsprechend in Frage gestellt werden, und auch, warum man diese Angebote dann nicht einfach aus dem Test herausgenommen hat.
Auch die Bewertung des Typentests entspricht nicht mehr dem aktuellen Stand: aus den damaligen 16 Typen sind durch die Berücksichtigung der Eigenschaft Neurotizismus mittlerweile 32 Typen geworden und alle Typenprofile wurden überarbeitet. Vom alten Persönlichkeitssystem des Mbti hat sich der Typentest bereits seit einer geraumen Weile komplett losgelöst und orientiert sich inhaltlich nur noch an den modernen Big Five der Persönlichkeit. Im Warentest-Artikel wird dennoch angeführt, der Typentest XL orientiere sich zum Teil am Mbti. Das ist jedoch damals wie heute nicht ganz korrekt, denn auch wenn sich auf Typentest.de Informationen und Vergleiche zum Mbti finden, enthielt und enthält der Typentest XL keinerlei Elemente davon. Die Zuordnung zu den damals 16 (nun 32) Typen ist zwar von der Idee her aus der Mbti-Theorie entliehen, basiert inhaltlich jedoch komplett auf den Big Five. Doch das ist lediglich ein relativ unbedeutender Detailfehler im Warentest-Artikel, der verzeihbar ist. Gewichtiger ist allerdings die fehlende Aktualität der Aussagen.
Guter Test, aber zu langsam
Dem allgemeinen Testvorgehen der Stiftung Warentest kann ich eine beeindruckende Gründlichkeit und sehr genaue Recherchearbeit attestieren. Im Vorfeld wurden Seitens Warentest viele Informationen bei mir eingeholt und auch überprüft. Hier gibt es nichts zu meckern. Die Bewertung und Kritik der 10 Persönlichkeitstests inkl. des Typentests ist berechtigt und nachvollziehbar. Eine Bearbeitungszeit von einem Dreiviertel-Jahr ist jedoch nicht nur in der schnelllebigen Online-Welt absolut inakzeptabel, sondern würde in nahezu jedem Bereich zu unzeitgemäßen Ergebnissen führen. Da sich der Artikel auf der Warentest-Webseite zudem hinter einer Paywall verbirgt, ist sehr fraglich, warum man für einen unaktuellen Bericht auch noch Geld zahlen sollte. Bitte nächstes Mal schneller testen.
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Ich finde, die haben dort Äpfel mit Birnen verglichen – das stört mich auch daran. Man kann nicht einen Test zur Berufsorientierung (RIASEC) mit einem Test für Führungskräfte vergleichen – wenn man nicht klar die Online-Bedienung in den Vordergrund stellt, was nicht gemacht wurde. Letztendlich sind mir die Testkriterien nicht klargeworden.