Angst vor Mathematik ist vererbbar

Es hört sich kurios an, doch eine aktuelle Studie hat tatsächlich herausgefunden, dass die Angst vor Mathematik vererbbar ist.

Bild von e y e / s e e – flickr.com

Mathematik liegt in den Genen

Der Mathematik-Unterricht in der Schule wird von Vielen verabscheut und nur von Wenigen wirklich gemocht. Das es dafür unter anderem genetische Gründe gibt, ist eine neue Erkenntnis. In einer aktuellen Studie* mit Zwillingen hat man herausgefunden, dass dies mit zwei angeborenen Faktoren zusammenhängt: den kognitiven Fähigkeiten für Mathematik und der allgemeinen Neigung zu Ängsten (siehe dazu die Persönlichkeitseigenschaft Neurotizismus). 40% der Angst vor Mathematik sei demnach auf diese beiden genetischen Faktoren zurückzuführen, die restlichen 60% entstehen durch Umweltfaktoren, also individuelle Erlebnisse, Erziehung, Schule, etc.

Herausgefunden wurde dies durch eine Studie an 514 zwölfjährigen Zwillingen: der Vergleich zwischen eineiigen (genetisch identischen) und zweieiigen (genetisch unterschiedlichen) Zwillingen lässt Schlüsse zu, wie stark der Einfluss der Gene und wie stark der Einfluss der Umwelt ist. In diesem Fall waren sich die eineiigen Zwillinge in ihrer Angst vor Mathematik ähnlicher als die Zweieiigen.

In ähnlichen Studien mit Zwillingen wurde in der Vergangenheit auch immer wieder herausgefunden, dass unsere allgemeine Persönlichkeit, so wie sie mit Tests wie dem Typentest Persönlichkeitstest gemessen werden kann, zu ca. 60% oder mehr angeboren ist. Im Bereich unseres Charakters nimmt demnach unsere Umwelt weit weniger Einfluss auf uns, als allgemein angenommen. Ob wir eher introvertiert oder extrovertiertempathisch oder altruistisch veranlagt sind, ist weitgehend in unseren Genen verankert. Diese bilden das Gerüst der Persönlichkeit, auf dem dann Umwelteinflüsse wie Erziehung und persönliche Erfahrungen aufbauen. Ob wir uns vor mathematischen Aufgaben scheuen, liegt nicht so deutlich in unseren Genen wie unsere Persönlichkeit, aber dennoch üben diese auch hier einen deutlichen Einfluss aus. Ob dies als Ausrede taugt, sich nicht mit Mathematik beschäftigen zu wollen, ist allerdings fraglich, denn um grundlegende mathematische Kenntnisse kommt nunmal niemand herum – Gene hin oder her.

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*Studie:
Who is afraid of math? Two sources of genetic variance for mathematical anxiety;  Z Wang, SA Hart, Y Kovas, S Lukowski…, 2014 (Link)

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2 Responses to Angst vor Mathematik ist vererbbar

  1. Winfried Wirzberger sagt:

    Es gibt tatsächlich so etwas wie Angst vor Mathematik? Wie nennt sich das in der Fachsprache? Etwa Calculophobie? 😉

    Ich kann es allerdings schon verstehen dass sich Leute mit der Mathematik schwer tun. Also mit der richtigen Mathematik die über die Grundrechenarten und das Rechnen mit Brüchen hinausgeht. Ich meine damit Gleichungen mit Unbekannten, Vektorrechnung, komplexe Zahlen und dergleichen.

  2. Lars Lars sagt:

    Hi Winfried,

    die Zwillinge in der Studie waren alle 12 Jahre alt, bei der im Artikel beschriebenen Angst vor Mathematik geht es also nicht um höhere Mathematik, sondern wirklich um die Grundrechenarten.

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