Warum Brainstorming nicht funktioniert – und wie man es richtig macht

„Wohin fahren wir in den Urlaub?“, „Wir brauchen neue Ideen fürs Marketing!“ oder „Wie können wir Problem XY lösen?“ sind typische Brainstorming Vorsätze. Doch ist es wirklich sinnvoll, in einer Gruppe mit mehreren Leuten ohne(!) Vorbereitung Ideen zu sammeln?

Brainstorming – besser alleine? Bild von Addicted2Addiction

Der Mythos Brainstorming

In einer Gruppe einfach das sagen, was einem gerade zum Thema einfällt. Egal wie abwegig oder seltsam es erst einmal erscheinen mag. Alles sammeln, ohne es zu bewerten oder zu beurteilen, und eine große Liste erstellen. Das ist die Grundidee von Brainstorming.
Brainstorming in der Gruppe wird bis heute sehr aktiv genutzt. Doch die Psychologie hat gezeigt, dass es bei weitem nicht die optimale Methode ist. Seine Wirkung wurde schon lange und mehrfach in Studien* widerlegt. Denn: überlegt jeder für sich alleine, kommen mehr und vor allem bessere Ideen dabei heraus, als beim Brainstorming in der Gruppe. Doch warum ist das so?

Gründe GEGEN Brainstorming in der Gruppe:

  • Introvertierte sagen im Gegensatz zu Extrovertierten in der Gruppe nicht so deutlich ihre Meinung, behalten Einfälle oft für sich und denken lieber eine Weile in Ruhe darüber nach, anstatt sie sofort heraus zu posaunen. Für sie ist eine laute Gruppenumgebung ein denkbar schlechter Ort, um nachzudenken und auf kreative Ideen zu kommen.
  • Aber auch Extrovertierte sprechen nicht alles aus, was ihnen gerade einfällt. Besonders dann, wenn es sich um auf den ersten Blick ungewöhnliche Ideen handelt. Bei diesen ist es besser, sie erst einmal in Ruhe durchzudenken, und auf ihre Machbarkeit zu überprüfen. Stellen sie sich dann als gar nicht so abwegig heraus, können sie besser präsentiert werden und haben größere Erfolgschancen.
  • Menschen mit eher niedriger Selbstsicherheit (also besonders solche mit hohen Werten bei der Persönlichkeitseigenschaft Neurotizismus und schüchterne Menschen) haben oft Angst vor der Beurteilung anderer, und besonders vor negativem Feedback, oder davor, gar ausgelacht oder verspottet zu werden. Deswegen sind sie sehr vorsichtig und unsicher dabei, ihre Ideen und Meinungen ungefiltert vor einer Gruppe darzustellen.
  • Für alle Menschen gilt: in einer Gruppe mit vielen Menschen, vielen Ideen und oft auch viel Durcheinander, kann sich niemand gut konzentrieren. Sind dann noch Rivalitäten, Rangordnungen oder Machtspielchen mit wenig Empathie und Mitgefühl für andere angesagt, lassen sich kaum sinnvolle Ideen finden.
  • Ohne Vorbereitung lässt sich schwer etwas gutes entwickeln. Oft fallen uns die besten Ideen erst später ein, nach einigem Nachdenken, oder in einem unerwarteten Moment unter der Dusche oder beim Autofahren, wenn wir eine Weile in Gedanken damit herumgespielt haben.

Aus diesen Gründen lässt sich sinnvolles Brainstorming auf folgende Weise besser umsetzen:

Brainstorming richtig gemacht in zwei Schritten:

  1. Die Brainstorming-Ideen: das Brainstorming-Thema (z.B. „was machen wir auf der nächsten Messe?“) wird rechtzeitig vorher angekündigt. Mindestens einen Tag und am Besten noch länger im Voraus. So hat jeder Teilnehmer genügend Zeit, sich darüber Gedanken zu machen, Ideen zu sammeln und mit ihnen zu spielen. Optional können alle ihre Ideen aufschreiben und bereits vorher an einen Moderator senden. Das ist besonders dann empfehlenswert, wenn manche leisere Teilnehmer sich schwer tun, ihre Ideen vor anderen zu präsentieren, gerne im Trubel untergehen oder sonst übersehen werden.
  2. Das Brainstorming-Meeting: beim eigentlichen Meeting werden nicht erst Ideen entwickelt (oder gar erst das Thema vorgestellt), sondern die zuvor entwickelten Ideen besprochen und beurteilt. Denn das ist in einer Gruppe durchaus wesentlich besser möglich, als alleine. Unterschiedliche Meinungen und die Kombination von Einfällen können eine gute Idee zu einer großartigen machen – und vor allem auch ihre realistische Umsetzbarkeit klären. Natürlich können auch in der Gruppe noch neue Ideen entwickelt und eingebracht werden, aber prinzipiell sollte sich jeder vorher etwas zum Thema überlegen, also vorher brainstormen.

Merksatz: Brainstorming alleine, Besprechung der Ideen in der Gruppe.

* Mehr zum Thema und die entsprechenden Quellen zu den Studien gibt es im Typentest Buch.

 

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Quelle:
The Brainstorming Myth, Adrian Furnham, Link

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