Lieber diesen Blogartikel lesen und ein direktes Erfolgserlebnis haben, anstatt die geplante Arbeit zu machen?
Gute Entscheidung! Denn heute klären wir, warum wir uns von kurzfristigen Belohnungen angezogen fühlen, dafür oft die Langfristigen vergessen und was das mit Videospielen zu tun hat.
In diesem Youtube Video von AsapSCIENCE (auf deutsch etwa: „Wissenschaft, so schnell wie möglich“ – genau das ist auch das Motto im Video), wird die Wissenschaft der Prokrastination, des konstanten Aufschiebens, anschaulich erklärt (auf englisch):
Schöne, tolle Ablenkungen:
Warum lenken wir uns lieber mit Facebook, Youtube, Spielen, Fernsehen und anderen angenehmen Kleinigkeiten ab, statt langfristig bei der Arbeit zu bleiben?
Weil diese Tätigkeiten im Gegensatz zum lernen für die Prüfung oder der Steuererklärung einen sofortigen Erfolg beinhalten: wir werden mit positiven Gefühlen belohnt und unser Gehirn schüttet das Glückshormon Dopamin aus. Was wir natürlich mögen und deshalb gerne immer wieder wiederholen. Da diese Ablenkungen also ein direktes, sofortiges Erfolgserlebnis bieten, ziehen wir sie den Arbeiten vor, bei denen wir auf dieses Erfolgserlebnis erst lange hinarbeiten müssen, wie z.B. ein aufwendiges Projekt.
Spielerischer Erfolg für jeden
Besonders deutlich wird dieses Prinzip bei Computerspielen: Mario, Lara und der Master Chief bringen uns nicht nur sehr schnell Erfolgserlebnisse, sondern auch am laufenden Band. Im Minutentakt erhalten wir Münzen, neue Gegenstände, neue Waffen, bekommen ein Level-UP, meistern einen Gegner oder einen Spielabschnitt. Videospiele schütten uns nur so zu mit Belohnungen. Nicht nur im Spiel, sondern auch im Real-Life in Form von so genannten Achievements (z.B. einem Highscore oder einer Bestzeit), die wir in unserem persönlichen Gamer-Score festhalten und mit unseren Freunden teilen können.
Wir fühlen uns gut beim spielen, weil dort jeder ganz leicht – also spielerisch – etwas erreichen und meistern kann. Im Gegensatz zum echten Leben, wo ein Erfolgserlebnis wesentlich mehr Zeit, Aufwand und Arbeit erfordert. In Spielen erhalten wir dagegen am laufenden Band Belohnungen, die uns zum weiterspielen motivieren. Das können wir jedoch zumindest teilsweise auch aufs echte Leben übertragen: belohne Dich für Teilerfolge und sei stolz auf das, was Du gerade geschafft hast – auch dann, bzw. besonders dann, wenn es noch nicht ganz fertig ist.
Kleine Schritte führen zum Ziel!
Das herunterbrechen von großen, langfristigen Aufgaben in kleine, einfach machbare Schritte kann man gar nicht oft genug betonen, denn an falscher oder fehlender Planung scheitern die Meisten. Im obigen Video von AsapSCIENCE wird dies anhand der Pomodoro-Technik erklärt: man stellt sich eine Eieruhr auf 30 (bzw. 25) Minuten und hört erst mit der Arbeit auf, wenn die Zeit um ist. Klingt einfach und ist es auch. Jeder erledigte 30-Minuten Abschnitt liefert auf diese Weise ein kleines Erfolgserlebnis. Diese Technik kann ich aus eigener Erfahrung empfehlen, da ich seit knapp 10 Jahren meine Arbeit auf diese Weise organisiere (mit einer ungefähr genauso alten Software) – allerdings ohne einen Namen für diese Technik zu haben. Diese 30-Minuten Regel dient nämlich nicht nur dazu, sich dazu zu bringen, 30 Minuten lang etwas zu machen, sondern auch dazu, die Arbeit in bequeme Häppchen (= kurzfristige Belohnungen) aufzuteilen und im voraus anhand dieser Häppchen zu planen.
Sehr wichtig ist, sich bei diesen kleinen Schritten nicht ablenken zu lassen: Spiele wegräumen, Facebook schließen, Fernseher aus! Denn wie wir nun wissen, locken uns diese kleinen, schnellen Belohnungen stärker als die Großen, weit entfernten. Deshalb müssen wir den Großen etwas unter die Arme greifen, indem wir die Kleinen zumindest Zeitweise verbannen.
Prokrastination in der Persönlichkeit
In der Persönlichkeit ist vor allem eine Charaktereigenschaft sehr stark mit Prokrastination verbunden: beim Typentest Persönlichkeitstest nenne ich sie Spontan, in der Wissenschaft bei den Big Five ist es niedrige Gewissenhaftigkeit. In dutzenden Studien(*) haben sich die klaren Zusammenhänge zwischen spontanem, also wenig zielgerichtetem Verhalten und der Prokrastination gezeigt. Während Menschen am anderen Ende der Skala – Geplant beim Typentest – zielgerichtet vorgehen, eine hohe Selbstkontrolle und Disziplin haben und dementsprechend deutlich weniger prokrastinieren, lassen sich spontane Menschen leicht ablenken und haben eine geringere Selbstkontrolle. Ein weiterer, aber wesentlich seltenerer Grund für Prokrastination kann auch emotionale Empfindlichkeit (Neurotizismus) sein: nämlich dann, wenn man Angst davor hat, etwas zu tun, und es deshalb immer wieder aufschiebt. Mit anderen Persönlichkeitsmerkmalen, wie z.B. Introvertiert oder Extrovertiert, gibt es keine Zusammenhänge.
-> Ausführliche Tipps gegen Prokrastination finden sich in der Prokrastinations-Hilfe.