Buchtipps: „So bin ich eben!“ und „Making Sense Of People“

Zwei Bücher, wie sie unterschiedlicher kaum sein könnten:

In „So bin ich eben!“ von Stefanie Stahl und Melanie Alt geht es um eine sehr enge Sicht der Persönlichkeit anhand der 16 Typen von Carl Gustav Jung und MBTI.
In „Making Sense Of People“ von Samuel Barondes geht es um eine sehr vielfältige Sicht der Persönlichkeit inkl. Charaktereigenschaften, Gehirn, Genen, Moralvorstellungen, Störungen und unserer persönlichen Geschichte, wie sie das Leben schreibt.

Eine Rezension zweier sehr unterschiedlicher Bücher über Persönlichkeit

   

Nummer 1 – locker leichte Typenkost:

In „So bin ich eben!“ geht es um die klassischen 16 Persönlichkeitstypen nach Carl Gustav Jung und MBTI (Myers Briggs), wie es sie auch hier beim Typentest Persönlichkeitstest gibt. Es findet sich im Buch sowohl ein kurzer Test, als auch umfangreiche Beschreibungen der einzelnen Typen, so wie sehr nette „persönliche Gebrauchsanweisungen“ für jeden Typen – ähnlich der Umgang mit den Typen… Kategorie. Was sehr positiv auffällt, ist die lockere und leicht verständliche Schreibweise, sowie die komplette Eindeutschung der schwer verständlichen MBTI-Begriffe – ähnlich wie auch beim Typentest geschehen. Einzig die Namensgebung der Typen ist wenig einprägsam und sperrig: allen 16 Typen wurden Ministertitel als Bezeichnungen gegeben, so ist z.B. der ITKS Träumer der Tugendminister. Eine weitaus größere Schwäche des Buches ist jedoch, dass es sich zu einseitig auf die (veralteten) Theorien von Jung & MBTI stützt. Über heutige Erkenntnisse der Persönlichkeitspsychologie findet sich rein gar nichts, Ergebnisse aus weiterführenden Studien oder Forschungen sucht man vergeblich. Die Autorinnen konzentrieren sich einzig und allein auf des klassische System der 16 Typen.

Fazit: Mangels guter Alternativen ist „So bin ich eben!“ klar das beste deutschsprachige Buch zu den 16 Typen von Jung und MBTI, mit schönen Erklärungen und einer guten Eindeutschung. Ein Blick über den Tellerrand hätte dem Buch allerdings gut getan, denn so bleibt es bei einem zwar recht unterhaltsamem, aber sehr engen und nicht mehr ganz zeitgemäßen Blick auf die Persönlichkeit.

Nummer 2 – das komplette Gegenteil:

In „Making sense of People“ geht es um nahezu alles, was irgendwie mit Persönlichkeit zu tun hat. Das Buch bietet einen kurz gehaltenen Rundumblick auf eine ganze Reihe an Aspekten unserer Persönlichkeit. Statt mit Typen, wird unser Verhalten hier anhand von Persönlichkeitfsfaktoren erklärt, den Big Five. Problematische Verhaltensweisen werden mittels gängiger Persönlichkeitsstörungen aufgezeigt. Außerdem wird ausführlich dargelegt, wie unsere Persönlichkeit von Genen beeinflusst wird, welche Vorgänge im Gehirn unser Verhalten steuern und wie die Evolution im Sinne von Darwins „Survival of the fittest“ unsere Persönlichkeit verändert und bis heute beeinflusst. Anhand einer Liste von Gründervater Benjamin Franklin erkennen wir, welche erstrebenswerten, moralischen Charakterwerte es gibt (z.B. Mäßigung und Gerechtigkeit). Wir erfahren auch, warum es vorteilhaft ist nach diesen zu streben und das in unterschiedlichen Kulturen unterschiedliche Werte besonders geschätzt werden. Zum Schluss zeigen die Beispiele der Biographien von Steve Jobs und Oprah Winfrey, wie Ereignisse und Erfahrungen unsere Lebensgeschichte beeinflussen und auf diese Weise jeder seine eigene Geschichte schreibt. Diese Geschichte wird zum persönlichen „Mythos“ und damit auch Teil der Persönlichkeit. Am Beispiel von Barrack Obama und Bill Clinton wird gezeigt, wie man andere Menschen einschätzen kann. Die Vielfalt der Themen rund um die Persönlichkeit ist beeindruckend – wenn auch alle relativ kurz gefasst sind.

So unterschiedlich wie die vielen faszinierenden Themen, so durchwachsen ist leider auch die Verständlichkeit des Buches: während z.B. das Kapitel über die Formung der eigenen Identität sehr angenehm und leicht zu lesen ist, so versteht man als normaler Leser und nicht-Neurowissenschaftler in manchen der Abschnitte zur Funktionsweise von Genen und Gehirn nur Bahnhof. Man wird dort quasi mit Fachwörten erschlagen und das lesen verkommt zur Qual. Wer sich aber für wissenschaftliche Hintergründe interessiert, der findet bei Barondes eine Goldgrube an Informationen und weiterführenden Verweisen. Die wissenschaftliche Ausrichtung des Buches und unzählige Bezüge zu aktuellen Forschungsergebnissen werden besonders dadurch deutlich, dass es am Ende mit satten 60 Seiten an Kommentaren und Quellenangaben aufwartet. Die sind jedoch nur Ergänzung für Interessierte und keine Pflichtlektüre.

Fazit: Wer über einige schwierige, Fachwort-gespickte Passagen hinwegsehen kann, wird bei „Making Sense Of People“ mit einem sehr informativen und durch viele Beispiele auch sehr unterhaltsamen und verständlichen Buch belohnt, dass erstaunlich viele unterschiedliche Aspekte der Persönlichkeit beleuchtet. Konkrete Praxistipps gibt es darin kaum, aber es stattet den Leser mit einem vielseitigen Verständnis für die Eigenschaften und Macken von sich selbst und anderen aus.

Weiterführend:
Daniel Nettles – Persönlichkeit, warum du bist wie du bist
bietet ebenfalls einen umfangreichen Blick auf unser Verhalten, allerdings leichter verständlich.

Im Artikel Was ist eigentlich Persönlichkeit? habe ich ebenfalls versucht, ein möglichst umfangreiches Bild der Persönlichkeit wiederzugeben.

Andere Persönlichkeitstests:
Berufstest, Reiss Profile, DISG, Enneagramm, Chakterstärken-Test VIA-IS, IPIP

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