Wenn die Persönlichkeit nicht normal ist: über Persönlichkeitsstörungen

Der Typentest Persönlichkeitstest beschäftigt sich mit der mehr oder weniger „normalen“ Persönlichkeit. Heute werfen wir jedoch einen Blick darauf, was passiert, wenn mit der Persönlichkeit etwas nicht stimmt: auf Persönlichkeitsstörungen und ihre Zusammenhänge mit der normalen Persönlichkeit.

Störungen des Ichs

Persönlichkeitsstörungen bringen für die Betroffenen in den allermeisten Fällen persönliches Leiden und ernsthafte Probleme in vielen verschiedenen Lebenslagen mit sich, besonders im sozialen Bereich. Die dahinterliegenden Verhaltensmuster können von Betroffenen nicht einfach willentlich geändert werden. Sie können ihr Verhalten nicht den Umständen anpassen, sondern sind der Störung größtenteils ausgeliefert.
Leider werden solche Persönlichkeitsstörungen von anderen Menschen oft nicht ernst genommen oder verstanden – weil man sie nicht sehen oder anfassen kann. Doch Störungen der Psyche sind genauso real wie Verletzungen oder Störungen des Körpers. Meist entwickeln sie sich in der Jugend oder im Alter von jungen Erwachsenen und dauern bis ins Erwachsenenalter an.

Dabei muss eine Persönlichkeitsstörung nicht immer extrem ausgeprägt sein. Viele Menschen zeigen leichte Ausprägungen solcher Störungen, ohne dass diese bedenklich sind. Sicher kennen Sie jemanden, der sich selbst als unheimlich wichtig sieht, immer nach Bewunderung und Anerkennung sucht, aber gleichzeitig keine Kritik an sich zulässt? Das nennt man Narzissmus. Auch mit dem Wort paranoid kann jeder etwas anfangen, und wahrscheinlich kennen Sie auch eine Person, die sich übergenau an Regeln hält und pedantisch auf Details achtet, was ein Zeichen einer zwanghaften Störung ist.
Kleine Anzeichen von Störungen der Persönlichkeit findet man häufig und sie sind auch noch kein Grund zur Besorgnis: sie gehören zur Unterschiedlichkeit und Breite der menschlichen Persönlichkeit dazu. Problematisch wird es erst, wenn eine solche Persönlichkeitsstörung ein Ausmaß annimmt, dass vom Betroffenen nicht mehr kontrolliert werden kann und in Folge das Leben negativ beeinflusst. Mehr oder weniger starke Ausprägungen lassen sich an vielen Stellen beobachten:

Beispiele für Persönlichkeitsstörungen

Vom übersteigerten Selbstbild haben wir ja bereits gehört. Rapper Kanye West zeigt deutliche Zeichen von einem solchen Narzissmus: ein extrem übersteigertes Selbstbild und Gefühl der eigenen Wichtigkeit, so wie hohe Empfindlichkeit gegenüber Kritik. Sein Kollege 50 Cent zeigt ebenso Anzeichen eines extrem übersteigerten Bildes der eigenen Wichtigkeit. Es lassen sich auch Zusammenhänge zwischen Narzissmus und der Persönlichkeitseigenschaft Ehrlichkeit-Bescheidenheit erkennen.

Ebenfalls im Showbusiness beobachtbar ist die histrionische Persönlichkeitsstörung. Sie steht für übertrieben emotionales und dramatisiertes, oft geschauspielertes Verhalten, gepaart mit einem extremem Bedürfnis nach Aufmerksamkeit und starken Gefühlsschwankungen. Marilyn Monroe, Marlon Brando oder Robbie Williams sind nur die bekanntesten Beispiele dieser „Schauspiel“-Störung, bei der die Gefühlsschwankungen und dadurch entstehenden Probleme jedoch keinenfalls geschauspielert sind.

Die antisoziale Persönlichkeitsstörung kennen wir alle aus Kino und Büchern in Form von rücksichtslosen Verbrechern und Serienkillern wie Hannibal Lecter, die gesellschaftliche Regeln komplett ignorieren. Doch auch so manche Macho-Helden sind davor nicht sicher: wie im Artikel über James Bond beschrieben, zeigt auch dieser Anzeichen eines rücksichtslosen Psychopathen: ohne mit der Wimper zu zucken, tötet er Menschen, wenn es seinem Zweck – also seiner Mission – dienlich ist. Ein Schuldbewusstsein für seine Taten scheint er nicht zu haben. Fehlende Reue ist etwas, dass er mit vielen Testosteron geladenen Actionhelden teilt – wenn auch lange nicht mit allen.

Beispiel für eine zwanghafte Persönlichkeitsstörung ist schließlich Sherlock Holmes aus der aktuellen TV-Serie Sherlock: er verhält sich sehr pedantisch und detailversessen, sowie gleichzeitig rational und gefühlskalt. Privatdetektiv Monk aus der gleichnamigen TV-Serie ist ein ähnliches Beispiel: er ist extrem pedantisch und genau, hält sich streng an seine eigenen, für andere Menschen sehr seltsamen Regeln und Rituale und beschäftigt sich übermäßig mit Details. Seine Zwänge gehen jedoch noch über das Level einer Persönlichkeitsstörung hinaus, bis hin zu einer Zwangsstörung: er muss z.B. immer alle möglichen Dinge zählen oder Dinge in der für ihn richtigen Reihenfolge machen.

Persönlichkeitsstörungen im Typentest

Diese Störungen haben auch sichtbare Zusammenhänge mit der normalen Persönlichkeit: z.B. sind schizoide Menschen sehr stark introvertiert und histrionische Menschen stark extrovertiert. Für die 10 häufigsten Persönlichkeitsstörungen wurden in Studien diverse Zusammenhänge mit der normalen Persönlichkeit gefunden. Erklärungen zu allen der 10 häufigsten Persönlichkeitsstörungen (nach den internationalen Normen ICD-10 und DSM-IV) inkl. der Übereinstimmungen mit Typentest und den Big Five finden sich auf der neuen Detailseite zum Thema:

Persönlichkeitsstörung

Weiterführend:
Eine Detailauflistung nicht nur der 10 gängigen, sondern auch anderer klassifizierter Persönlichkeitsstörungen nach ICD-10 (Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme) findet sich in der ausführlichen ICD-10 Liste.

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