Eine Idee für neue Typen

Häufig wird die Kritik geäußert, dass 16 Typen wie im Typentest Persönlichkeitstest nicht ausreichen, um die komplexe menschliche Persönlichkeit zu beschreiben.
Ich stimme dem zu: 16 Typen sind hilfreiche Vereinfachungen der vielen menschlichen Verhaltensmuster, um diese auf simple Weise unterscheiden zu können. Sie sind aber auch Schubladen, die nicht individuell auf jeden Menschen passen.

Was also, wenn man anhand eines  Typenkürzels mehr über einen individuellen Menschen erfahren will, als nur eines von 16 Typenprofilen?

Variable Typenbezeichnungen

In den Blogartikeln Gibt es Typen? und Mischtypen – die Farben der Persönlichkeit habe ich beschrieben, dass viele Menschen bei Persönlichkeitseigenschaften in der Mitte liegen und sich daher in mehreren Typen wiederfinden. Andere dagegen haben bei manchen Persönlichkeitseigenschaften sehr starke Ausprägungen – beides ist völlig normal. Jedoch können diese Unterschiede mit dem starren System von 16 psychologischen Typen nicht erfasst werden. Viele Menschen tun sich zudem schwer, sich klar einem bestimmten Typen zuzuordnen, was ich auch immer wieder durch Leserpost mitkriege. Könnte man also jeder Person ein eigenes, individuelles Typenkürzel geben?
Ja, kann man! Um individuelle Persönlichkeitsunterschiede zu erfassen, werfen wir einen Blick auf ein neues System für Typenbezeichnungen. Wobei… so viel ist daran gar nicht neu, es wird lediglich die Anordnung der Buchstaben geändert:

Die Reihenfolge der Eigenschaften in den Kürzeln der 16 Typen ist bisher fest, z.B. ITKS oder ETHS. Dadurch gibt es – vom Kürzel her – keinen Unterschied zwischen zwei Personen mit dem gleichen Typen als Testergebnis.
Würde man nun aber die Eigenschaften im Testergebnis simpel in der Reihenfolge ihrer Stärken ordnen, dann hätte jede Person ein eigenes, individuelles Kürzel (z.B. ermittelt durch einen ausführlichen Persönlichkeitstest wie den Typentest XL).

Beispiel: Theoretisch > Geplant > Hart > Introvertiert = T>G>H>I  = TGHI.

Für jeden Typen gibt es dadurch neue Kombinationen. Für einen ITKS Träumer z.B. K>S>T>I,  T>K>I>S usw.. Für jeden der bisherigen 16 Typen gibt es auf diese Weise 24 unterschiedliche Kombinationen. Insgesamt sind es 384 mögliche Kombinationen bzw. Untertypen.

384 Individuelle Ergebnisse / Beispiele

Zwei Personen z.B. vom Typ ETHS Erfinder (und auch alle anderen Typen) können sehr unterschiedlich sein. Dazu zwei Beispiele:

Person 1 ist sehr stark ausgeprägt im Bereich des Theoretischen und ungewöhnlichen Denkens. Sie hat eine deutliche Ausprägung zu Spontanem und chaotischem Handeln und tendiert leicht zu Hartem Interagieren. Im Bereich Introversion/Extroversion ist sie unentschieden, denn sie ist mal offen und mal zurückgezogen. Daraus ergibt sich folgendes Kürzel: TSHE

Person 2 ist sehr stark Extrovertiert und hat eine deutliche Ausprägung bei Hartem interagieren. Fast genauso deutlich ist die Ausprägung bei Spontanem handeln. Nur im Bereich Theoretisches und Praktisches Denken ist sie unentschlossen, da sie oft auch traditionell denkt. Daraus ergibt sich folgendes Kürzel: EHST

Beide Personen sind also recht verschieden, obwohl sie auf dem Papier den gleichen Typ haben (ETHS Erfinder). Die größten Unterschiede zwischen ihnen:
Person 1, TSHE, hat einen deutlichen Fokus auf Ideen und Ungewöhnliches durch ihr hohes theoretisches Denken (und würde damit wahrscheinlich dem Nerd-Faktor entsprechen). Ihre Extroversion ist dagegen nur gering ausgeprägt und schwankt oft.
Person 2, EHST, hat einen deutlichen Fokus auf Extroversion, ist also sehr kontaktfreudig, unternehmungslustig und redselig. Für theoretisches und Ideen interessiert sie sich, aber oft wählt sie auch einfach den traditionellen, praktischen Weg.

Nutzen beide den klassischen Typencode ETHS, gehen diese Unterschiede verloren. Durch den variablen Code ergibt sich jedoch ein individuelles Bild der Beiden, das die Unterschiede zwischen ihnen deutlich hervorhebt.

Ein Beispiel dazu für ein Testergebnis im Typentest XL (die höher ausgeprägte Seite ist jeweils fett markiert).

1: Introvertiert 20; Extrovertiert 29
2. Praktisch 12; Theoretisch 33
3. Hart 24; Kooperativ 16
4. Spontan 28; Geplant 18

Daraus ergibt sich in der Reihenfolge der Stärken das individuelle Ergebnis: T>E>S>H (normalerweise ETHS Erfinder)

Die Vorteile: Individualität

Das System des variablen Typencodes ermöglicht es, viel mehr auf individuelle Unterschiede zwischen Menschen einzugehen. Das Grundsystem der 16 Typen geht dabei nicht verloren, aber rückt in den Hintergrund. Natürlich fällt es so vielleicht schwerer, auf den ersten Blick ein Testergebnis wie z.B. HPGI zu entschlüsseln und dessen Bedeutung zu verstehen. Dafür erfährt man aber wesentlich mehr über die dahinterstehende Person, als ihren bloßen Typen: man erfährt, was ihre deutlichsten Persönlichkeitseigenschaften sind und wo sie eher in der Mitte liegt. Ein sehr großer Vorteil und Wissenszuwachs, wie ich finde. Aus 16 Typen werden so 384, ohne das grundlegende System zu verändern. Nur durch simples umstellen der Buchstaben nach Stärke.

Im Blogbeitrag Individuelle Typen – eine Alternative zu Jungs Funktionen hatte ich bereits ein ähnliches System vorgeschlagen, bei dem durch unterstreichen von Buchstaben und nutzen eines „x“ 81 Kombinationen pro Typ entstehen, insgesamt 621. Das ist zugegebenermaßen etwas kompliziert und war als moderner Ersatz für das veraltete Funktionssystem von Jung gedacht, welches bei MBTI und Sozionik verwendet wird. Das hier vorgestellte System der variablen Buchstaben-Reihenfolge ist da wesentlich einfacher.

Der Ursprung: eine spielerische Idee

Die Idee zu diesem System stammt zum einen aus einem Forumsthread von 2009 auf INTPcentral.com mit dem Titel „The 24 types of INTP„: dort wurden vom User stuck 24 Untertypen des INTP (im Typentest ITHS Denker) vorgestellt. Der zugleich amüsant und ernst gemeinte Thread ist auf reges Interesse gestoßen und läuft heute und mehr als 600 Beiträge später immer noch weiter.
Unabhängig davon zum zweiten Mal vorgestellt wurde das System der variablen Typen 2012 im Journal of Psychological Type in einer wissenschaftlichen Abhandlung („Toward an Empirically Sound and Radically Revised Type Theory“) von James Reynierse. Er sieht das System der 16 Typen nach MBTI und Jung als zu restriktiv und einschränkend, um die vielen verschiedenen Facetten der menschlichen Persönlichkeit zu erfassen. Daher schlägt er vor, die Eigenschaften nach ihrer Stärke zu ordnen, wodurch eine viel individuellere und genauere Beschreibung der Persönlichkeit möglich ist. Das alte Typensystem nach Jung und MBTI würde sich so mehr in Richtung der wissenschaftlichen Big Five bewegen, bei denen jede Persönlichkeitseigenschaft auf einer Skala – ähnlich einem Thermometer oder Lautstärkeregler – gemessen wird.
Die variablen Typencodes haben also sowohl eine spielerische, als auch eine von wissenschaftlicher Seite vorgeschlagene Grundlage.

Ich überlege gerade, dies im Typentest auf die eine oder andere Weise umzusetzen, da mir sowohl Idee als auch Anwendung sehr gut gefallen. Gerne dürft ihr eure Meinung dazu abgeben: was haltet ihr von variablen Typencodes?

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16 Responses to Eine Idee für neue Typen

  1. Lars Lars sagt:

    Mein Typ wäre bei einer variablen Anordnung : TFSI
    (Theoretisch>Fühlend>Spontan>Introvertiert) Theoretisch also die stärkste Ausprägung, Introvertiert die ausgeglichenste.

  2. Winfried Wirzberger sagt:

    Danke, Lars,
    darf ich mir nun das Schild „Voll-Nerd“ umhängen?
    TSLE entspricht genau meinem Ergebnis beim XL Test.

  3. Lars Lars sagt:

    LOL da hab ich dich ja zufälligerweise genau getroffen 😉

  4. snappyshort sagt:

    Ein TIFS hier! 😉 F und S haben gleich viele Punkte (natürlich! O.o), aber L weniger als G, also kommt S zuletzt! 🙂
    Einfach, oder? 😀

  5. Hallo Lars,

    wie sehen Sie die in Ihrem Artikel angesprochenen Typenausprägungen und Persönlichkeitstests im Zusammenhang mit Häusel´s Forschungen zu Persönlichkeitsdimensionen aus Sicht der Hirnforschung und des Limbic® Ansatzes?

    Beste Grüße
    Ulirch Börst

    P.S. Ihre Seite und den Blog halte ich für einen tollen Fundus an Ideen und Informationen zum weiten Feld der Persönlichkeitstests. In meinem aktuellen Blogartikel habe ich deshalb auch mal im Umfeld Karriere auf Ihren 4-Minuten-Appetizer-Test hingewiesen.

  6. Lars Lars sagt:

    Eine Ergänzung (danke an Winfried):

    24 Subtypes of ITFS/INFP: http://wambly.weebly.com/the-24-infp-subtypes.html
    Nach dieser nicht ganz ernst zu nehmenden Liste wäre ich Performance Artist (Lady Gaga) und du wärst Jedi Master oder Crusader 😉

  7. snappyshort sagt:

    Oh vielen Dank für den Link, ihr beiden! 🙂
    Wenn ich mich zwischen Jedi Master und Crusader entscheiden muss, dann nehme ich natürlich den Jedi Master! Also doch TISF! 😀

  8. Lars Lars sagt:

    Hallo Herr Börst,

    Freut mich, dass es Ihnen gefällt. Häusels Limbic Theorie kannte ich bisher nicht, aber habe mich ein bisschen reingelesen. Grundsätzlich bin ich immer etwas skeptisch, wenn ein Persönlichkeitsmodell fürs Marketing entwickelt wurde und ebenfalls wenn das mittlerweile überstrapazierte Modewort „Neuro“ dabei verwendet wird.

    Das Limbic-Modell scheint mir ganz interessant, wenn auch stark vereinfacht – ein detailliertes Persönlichkeitsprofil kann man damit nicht erstellen. Ob das ganze wirklich wissenschaftlich oder eher aufgeblasenes (Neuro-)Marketing ist, kann ich nicht beurteilen. Studien oder neutrale(!) Untersuchungen dazu habe ich jedenfalls nicht gefunden. Somit ist es für den Moment nur eine interessante Marketing-Theorie.

    Übereinstimmungen mit dem Typentest und dem System der wissenschftlichen Big Five gibt es:
    Dominanz ähnelt Logischem entscheiden im Typentest (und geringer Verträglichkeit in den Big Five)
    Stimulanz hat Elemente von sowohl Extroversion als auch Theoretischem denken (Extraversion und Offenheit in B5)
    Balance hat Zusammenhänge mit emotionaler Instabilität/Neurotizismus in den Big Five.

  9. Hallo Lars,

    das Getrommel rings um „Neuro“ und die Breite der Verwendung dieser Begrifflichkeit ist mir ebenfalls suspekt. Zum Thema Häusel und wissenschaftlichem Hintergrund von Limbic schicke ich Ihnen gerne mal ein entsprechendes Papier. Bei Interesse nennen Sie mir einfach Ihre gewünschte E-Mailadresse.

  10. Lars Lars sagt:

    Hallo Herr Börst,

    Ich nehme an, Sie meinen das von Häusel erstellte LimbicScience Pdf? Da habe ich bereits einige Blicke reingeworfen. Das bietet interessante Erklärungen, aber eine echte Studie zu seinem Modell (oder neutral) ist es nicht.

  11. genau das Paper meinte ich. Hier inbesondere das mehrseitige Literaturverzeichnis. Ansonsten sein Zitat zum Ende:

    „Diese Ausarbeitung soll Interessierten und Kritikern die Basis für einen seriösen wissenschaftlichen Dialog über den Limbic® Ansatz geben. Wie bei allen Theorien gilt auch für Limbic® : Es ist ein Erklärungsmodell. Modelle und Theorien können durch weitere Erkenntnisse verbessert werden – sie können aber auch falsifiziert werden. An beidem bin ich interessiert – auch wenn ich Letzteres nicht hoffe.“

  12. Winfried Wirzberger sagt:

    Um mal bei den fiktionalen Typen zu bleiben, da würde ich sagen:

    ESLT, evt. ELST – Jack Sparrow

    LTSE , evt. TLSE – Dr. House

  13. Lars Lars sagt:

    Häusel schreibt es ja selbst: es ist eine Theorie. Auch wenn die einzelnen Teile dieser Theorie wissenschaftliche Hintergründe und Praxisbezug haben, bleibt abzuwarten ob das Limbic-System in seiner Gesamtheit und Kombination dieser Elemente in der Praxis funktioniert und echte Relevanz hat – oder nicht. Das ist wie er selbst ja auch schreibt in der Regel ein spannender Prozess.

    Leider ist es nicht immer zu durchschauen, ob hinter dem Selbstmarketing eines Systems auch echte Substanz steckt. Das System der Big Five z.B. wurde von verschiedensten Wissenschaftlern unabhängig voneinander entwickelt und überprüft. Auf diese Weise ist es sicher, dass es nicht nur um die Vermarktung einer Idee einer Person geht, sondern dass das System auch universelle Relevanz und Praxisbezug hat.

  14. Thorben sagt:

    Hallo Herr Lober,

    zugegeben die Idee ist nicht schlecht.

    Jetzt kommt von mir eine Hypothese, dessen Antwort ich erwartungsgemäß auch noch nicht weiß – noch nicht!
    Wenn C.G. Jung der ja – wie bekannt – die Grundlage der Typologie aufgestellt hat und bekanntermaßen ein INTJ ist (ich benutzte lieber das geläufige System), wie kann dann ein fühlender-spontaner-theoretiker seine Behauptungen widerlegen?
    Bekanntermaßen sind INTJ die besten analytischen Wissenschaftler und interessieren sich am meisten für ihre eigenen Ideen.

    Was ich damit sagen möchte:
    Ich schätze die Seite Typentest.de und damit verbunden auch Sie (auch wenn ich sie persönlich bekanntermaßen gar nicht kenne), aber um es freundlich auszudrücken:
    NEIN!!!! Die Typologie von C.G.Jung und Isabelle Meyers und wie sie alle heißen ist „treffender“ und ihre Hypothese ist m.E. leider von keinem Erfolg gekrönt (m.E. kommt es meist auf den Erfolg an). Vielleicht verstehe ich gefühlsmäßige Menschen auch nicht so , daher wohl auch der Grund warum ich so „allergisch“ gegen Ihre Hypothese agiere (ich denke das ist wohl der (Hauptgrund) aber als „NT“ ist das wohl so 😉 – Aber toll das Sie Hypothesen aufstellen, dieser MBTI ist m.E. noch viel zu unbekannt, auch in Deutschland, obwohl er mehr denn je auch in der Öffentlichkeit ankommt.

    Fazit: Die Funktionen stimmen grundsätzlich.. der grad der introversion oder extroversion zu bestimmen, ist allerdings schwierig, zumindest auf dem Papier und darauf kommt es an…..

    Beste grüße
    Thorben

    P.S: Sie sollten mal einen Artikel über Personaler und den MBTI schreiben,
    diese Leute nutzen ihn ja bekanntermaßen allein durch die Analyse des Anschreibens und auch der Arbeitszeugnisse bei einer (externen) Bewerbung… aber das Verständnis ist m.E. bei manchen Unternehmen immer noch zu stark in Schema-F gepresst, d.h. es gibt entweder Introvertiert oder Extrovertiert, aber kein Mittelding.

  15. Lars Lars sagt:

    Hallo Thorben,

    Erstmal Danke für deinen Kommentar.

    „wie kann dann ein fühlender-spontaner-theoretiker seine Behauptungen widerlegen?“
    Diese Aussage verstehe ich nicht ganz. Wieso sollte nicht jeder Typ eine Aussage jedes beliebigen anderen Typen widerlegen können, egal um ewas es geht? Schließlich geht es um die Inhalte, nicht um die Person, die sie vorträgt. Das ist eine sehr seltsame, klischeebehaftete Meinung, dass ein bestimmter Typ eine übergeordnete Autorität für etwas haben sollte. Sie läuft dem zuwider, was uns insbesondere der Mbti sagen will: niemand und keine Eigenschaft ist besser oder schlechter als der/die andere, es sind nur Tendenzen in die eine oder andere Richtung.

    Warum ist die Typologie von C.G.Jung und Myers treffender? Weil sie Dir persönlich besser zusagt? Das ist kein wissenschaftliches Argument, sondern ein gefühlsmäßiges (was ja nur deswegen nicht falsch sein muss). Das wissenschaftliche Ergebnis – und hier zitiere ich diverse Studien, Quellen siehe z.B. hier – ist aber nunmal, dass das System von Mbti und Co., insbesondere Jungs Funktionen, eben nicht besonders treffend in der Realität ist. Weil die individuellen Unterschiede nicht berücksichtigt werden und die Menschen einem starren System untergeordnet werden. Das kann zu übertriebenen Klischeevorstellungen führen – wie dem von dir gezeigten zu INTJs.

    Ein individuelleres und aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen angepasstes System (zur Erinnerung: der Mbti basiert auf Jung und ist damit im wesentlichen auf dem Stand von vor ca. 80 Jahren) würde diese individuellen Unterschiede berücksichtigen und kann damit u.a. solche Klischees verhindern. Es handelt sich dabei nicht um eine Hypothese von mir, sondern um eine Abwandlung der Vorschläge von James Reynierse (siehe Quellen), die er Aufgrund diverser Studien gemacht hat. Und diese Herangehensweise hat bereits seit langem Erfolg: in der wissenschaftlichen Persönlichkeitsforschung sind seit mehr als 20 Jahren die Big Five absolut vorherrschend. Dort geht es ausschließlich um auf Skalen einschätzbare Persönlichkeitseigenschaften. In der akademsichen Wissenschaft interessiert sich schon lange keiner mehr für die klassischen Typen, der Mbti hinkt der Wissenschaft massiv hinterher. Daher mein Vorschlag, die Darstellung von Typen wieder näher an die Realität zu bringen und mit aktuellen Erkenntnissen vereinbar zu machen.

    Schöne Grüße
    Lars

    Ps: einen ähnlichen Artikel gibt es schon zu Persönlichkeitstests im Job / Beruf
    PPs: ob Jung sich als INTJ oder INTP gesehen hat, ist nicht belegt, schließlich hat die J/P Dimension erst Myers-Briggs entwickelt. Man findet Argumente für beide Seiten.

  16. Winfried Wirzberger sagt:

    Hallo Thorben,

    ich antworte auch mal auf einige ihrer Aussagen obwohl ich nicht direkt von ihnen angesprochen wurde.

    Das System bzw. die Einteilung in Typen sollte man nicht als Ausschlussverfahren verstehen,
    so nach dem Motto ich bin Typ so und so, alle Eigenschaften der restlichen 15 Typen treffen auf mich
    deshalb nicht zu.

    Auch auf die Gefahr hin dass ich den Grundsatz ihre Aussage möglicherweise nicht korrekt interpretiert habe,
    versuche ich mal ein wenig klar zu stellen.
    Es geht um natürliche, möglicherweise auch im Laufe der Lebens entwickelte bevorzugte Eigenschaften u. Verhaltensweisen,
    es bedeutet aber nicht dass man nicht in der Lage ist Fähigkeiten der anderen 15 Typen zu entwickeln.
    Im Prinzip kann jeder in begrenztem Unfang die Fähigkeiten der anderen Typen durch Lernen oder Übung erwerben;
    es ist lediglich anstrengender bzw. stressiger die Fähigkeiten u. Verhaltensweisen anderer Typen im täglichen
    Leben umzusetzen bzw einzusetzen.

    Ich würde sagen dass das System nicht mit einem „Alles oder Nichts“ Ansatz verstanden werden kann.
    Wenn es so wäre dann wäre das System mit den Punkten bei XL Test vollkommen sinnlos, weil alle dann bei allen Menschen
    das Ergebnis 0 – 30 oder 30 – 0 herauskäme bei allen 4 Untergruppen.

    So kann jemand der fühlend entscheiden dennoch über einen sehr klaren Verstand verfügen, oder jemand der sich als
    Denker sieht dennoch Rücksicht auf seine Mitmenschen nehmen.

    Spontane Menschen können sich zeitweise doch recht diszipliniert verhalten, oder geplant lebende Menschen auch mal spontan
    was unternehmen.

    INTJ die besten Wissenschaftler?

    Nun ja, das halte ich – ehrlich gesagt – für eine Schwarz-Weiß-Aussage. Tatsächlich waren viel berühmte Wissenschaftler vom Typ INTJ, aber daneben gab / gibt es eine ganze Reihe von bekannten Wissenschaftlern die nicht vom Typ INTJ waren.

    Tatsächlich verdanken wir viele Entdeckungen schlicht dem Zufall, Nebenerscheinungen nach denen nicht konkret geforscht wurde.
    Penicilin als Antibiotikum, lichtempfindliche Chemikalien (Fotografie), Gummi (vulkanisierter Kautschuk), mal als Beispiele sind reine Zufallsentdeckungen.

    Es gibt – meinem Verständnis nach – zwei Ansätz was Forschung betrifft.

    Ich nenne ihn mal den NTJ Ansatz und den NTP Ansatz.
    Beiden gemeinsam ist dass es hier um das Verstehen von Zusammenhängen geht u. nicht primär um die Anwendung von bereits
    erworbenem Wissen.

    Der NTJ Ansatz – nach meinem Verständnis: Ich lege vorher das gewünschte Resultat fest und arbeite systematisch darauf hin dieses zu erreichen. (Strategische Forschung)

    Der NTP Ansatz ist: Ich kenne bereits einige Zusammenhänge, was kann ich ändern, welcher Ergebnisse erhalte ich wenn dieses und jenes mache, wenn ich da und dort was verändere was erhalte ich dann?
    Es ist stärker der Ansatz von Versuch, Gelingen oder Irrtum der hier praktiziert wird, eher der spielerische Ansatz.
    Ok, das kann ich so schreiben weil ich laut Test ENTP bin u. mich mit dem NTP Ansatz identifiziere.
    Wobei ich das Wort spielerisch jetzt nicht im eigentlich Sinn meine, denn die Zusammenhänge werden dabei schon kausal
    richtig betrachtet.
    Für meine eigene Ideen interessiere ich mich schon, bin allerdings aufgeschlossen für die Ideen u. Ansichten meiner Mitmenschen.

    Der Beweis oder die Widerlegung von Hypothesen kann allerdings mit beiden Ansätzen bewältigt werden, nur die Methoden der Lösung näher zu kommen unterscheiden sich ein wenig.

    Die Sache mit den kognitiven Funktionen halte ich für ein interessantes Gedankenmodell, welches vermutlich so lange gepflegt wird bis jemand mit einem besseren Modell daherkommt…

    Das ursprüngliche MBTI-Modell hängt sehr an den kognitiven Funktionen, ich denke allerdings dass C.G. Jung diese eingeführt hat um gewisse Ähnlichkeiten bei den Verhaltensmustern sehr Patienten zu erklären.
    Kein direkter Beweis dass diese tatsächlich existieren
    Solche Dinge wie die Existenz kognitiven Funktionen lassen sich allerdings nahezu unmöglich verifizieren oder falsifizieren.

    Gruß
    Winfried

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