Sind Extrovertierte glücklicher?

JA! Laut einer Studie auf David Keirsey’s Seite Keirsey.com sind Extrovertierte Typen glücklicher als Introvertierte.

Dort gaben 75% der Extrovertierten an, dass sie glücklich sind, aber „nur“ 56% der Introvertierten.

Ähnliche Ergebnisse findet man auch bei den Big Five, bei denen Extroversion ebenfalls mit höherem Glücksempfinden einhergeht. Demnach suchen Extrovertierte mehr nach Glücksmomenten und angenehmen Situationen als Introvertierte, leben diese zudem auch stärker aus und können positive Gefühle und Stimmungen länger aufrecht erhalten.
Des weiteren hat man festgestellt, dass sowohl Extrovertierte als auch Introvertierte(!) Personen in den Momenten, in denen sie sich Extrovertiert verhalten, ein höheres Glücksempfinden bzw. mehr positive Gefühle erleben.

Das könnte daran liegen, dass Extrovertierte ihre Gefühle generell stärker ausleben. Sie teilen ihre Gedanken häufiger anderen mit, gehen mehr aus sich heraus und schöpfen positive Erlebnisse dadurch stärker aus. Zudem reden sie eher über ihre Probleme. Viele Probleme lösen sich leichter, wenn man darüber spricht, und natürlich kann jemand nur dann Hilfe oder Mitgefühl erhalten, wenn er oder sie sich anderen mitteilt.

Das heißt natürlich nicht, dass Introvertierte sich unglücklich fühlen (das hängt eher mit Neurotizismus / Empfindlichkeit zusammen), aber sie empfinden sich nicht so häufig und nicht in einem so hohen Ausmaß glücklich wie Extrovertierte.

Man vermutet auch, dass gar nicht die Extroversion das höhere Glücksempfinden auslöst, sondern das umgekehrt Menschen mit höherem Glücksempfinden, die stärker nach positiven Erlebnissen suchen, sich eben dadurch extrovertierter verhalten.

Was bei Introvertierten zudem wesentlich häufiger und stärker vorkommt als bei Extrovertierten, ist das Problem der Schüchternheit, zu dem man hier meine umfangreichen Tipps nachlesen kann: Schüchternheit überwinden.

Über Menschen in der Mitte, der Balance zwischen Extroversion und Introversion geht es im Artikel zum Thema Ambiversion.

Ähnliche Artikel: Introspektion, Künstler sind glücklicher!, Prokrastination, Empathie, Persönlichkeitsstörung

Quellen:
Blogartikel auf Keirsey.com
(dort finden sich auch einige interessante Folgeartikel)

Studien:
– Why Extraverts Are Happier Than Introverts: The Role of Mood Regulation, Tanja Lischetzke, Michael Eid, 2006
– National Differences in Subjective Well-Being: The Interactive Effects of Extraversion and Neuroticism , Michael Lynn & Piers Steel, 2006
– Personality and happiness: A national-level analysis, Piers Steel, Deniz S. Ones, 2002
– An Intraindividual Process Approach to the Relationship Between Extraversion and Positive Affect: Is Acting Extraverted as “Good” as Being Extraverted?, William Fleeson, Adriane B. Malanos, and Noelle M. Achille, 2002
– Understanding extraverts‘ enjoyment of social situations: The importance of pleasantness, Richard E. Lucas & Ed Diener, 2001

– Extraversion and neuroticism as predictors of objective life events: A longitudinal analysis, Keith Magnusa & Ed Diener & Frank Fujitaa & William Pavot, 1993
– The happiness of extraverts, Michael Argyle & Luo Lu, 1990

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6 Responses to Sind Extrovertierte glücklicher?

  1. Martin sagt:

    Hallo Lars

    Das ist eine sehr interessante Thematik. Als eher introvertierter Mensch gibt es tatsächlich diese Glücksmomente, wo ich aus mir heraus trete und mich gegenüber den Mitmenschen öffnen kann. Es ist jedoch genau so möglich, dass ich für mich selbst eine Grenze erweitern kann und mich das auch glücklich stimmt. Das Glücksgefühl oder der entsprechende Flow hat imho nicht direkt mit Extra- bzw. Introvertiertheit zu tun, sondern betrifft mehr das Überschreiten einer persönlichen Grenze.
    Bei der Flow-Theorie ist es das richtige Mass an Herausforderung und Können, was zum speziellen Erlebnis führt. So kann ich gut an einer Theorie herum werkeln und höchste Glücksmomente erleben. Genau so gut, kann ich mich meinen Mitmenschen stärker öffnen und auch intensive Glücksmomente erleben.

    Das Problem an der angestrebten Wissenschaftlichkeit sind immer die definierten Parameter. Ein Subjekt kreiert wie beim Big Five fünf Kategorien und die gesamte Menschheit wird dann über diesen Kamm geschert. Wie ehrlich sind den schon Befragungen? – Entstammen die Antworten der gelebten Realität oder der herbei gesehnten Realität? – Wer kann schon von sich behaupten, solche Tests aus tiefstem Herzen und absoluter Transparenz heraus zu beantworten? Wir sind doch alle letztlich sehr begrenzt und neigen dazu, das Wunschdenken mit der Realität zu verwechseln. Das ist auch nicht weiter schlimm, denn das ist ein natürlicher Schutzmechanismus.

    FAZIT
    Letztlich halte ich nicht sehr viel von der Wissenschaftlichkeit von Persönlichkeitstests, denn das Wunschdenken vermischt sich nur all zu gerne mit der Realität und das bezieht sich sowohl auf die Fragestellung als auch auf die Antworten. Für echte Antworten bräuchte es wohl Menschen, die einen sehr hohen Grad an Echtheit und Integrität mit sich bringen. Sehr vielen Menschen in Amerika fehlt dieses Gefühl und sehr viele solche Dinge kommen aus den USA 🙁

  2. Lars Lars sagt:

    Hi Martin,

    Danke für deinen Beitrag. Zur Wissenschaftlichkeit der Big Five kann ich sagen: die Big Five werden in wissenschaftlichen Studien meist nicht nur den zu testenden Personen vorgelegt, sondern auch dritten Personen. D.h. der Probant schätzt sich im Big Five-Test selbst ein, und wird zusätzlich von einer anderen Person eingeschätzt. Das kann entweder ein Freund oder Verwandter/Partner sein, ein Psychologe oder aber eine der Testperson völlig fremde Person, die sie z.B. erst seit ein paar Stunden kennt. Meist sind das dann andere Testteilnehmer. Bei diesen Tests stimmen die Fremdbeurteilungen meist stark mit den Eigenbeurteilungen überein.
    Wer privat einen BigFive – Test macht ist (wie bei allen Tests) natürlich auch ein Stück dem Wunschdenken unterworfen. Aber bei wissenschaftlichen Untersuchungen werden die Probanden meist auch von außen getestet.
    Abgesehen davon ist ein Persönlichkeitssystem das mehr auf einer Theorie aufgebaut ist (Jung, MBTI) noch mehr dem Wunschdenken unterworfen, weil es nach den persönlichen Vorstellungen und Interpretationen geschaffen wurde.
    Ich kann z.b. die Theorie aufstellen das wenn du für dich selbst eine Grenze überschreitest und ein Flow-Empfinden hast, wie du es sagst, das ein Extrovertierter Moment ist. Aber das ist reine Interpretation.

    Natürlich kann auch jeder Introvertierte sehr oft glücklich sein, aber im DURCHSCHNITT zeigt sich das Extrovertierte aktiver nach Glücksmomenten suchen und diese deshalb öfter erleben.

  3. Martin sagt:

    Hoi Lars
    Ok, ich kenne mittlerweile deinen Ansatz, möglichst objektiv zu bleiben und die Hilfe der Wissenschaften in Anspruch zu nehmen. Nur frage ich mich, ob du nicht eher der G-Typ bist in Punkto Entscheiden bzw. Handeln, was zum Typenprofil besser passt wie der S-Typ? 🙂

  4. Lars Lars sagt:

    Hi Martin,
    Nein, ich bin mehr Spontan als Geplant. Allerdings bin ich in diesem Bereich nahe der Mitte 😉
    Ich denke nicht das Objektivität etwas mit S oder G zu tun hat. Das wäre, wenn überhaupt, am ehesten dem Logischen entscheiden zuzuordnen.

  5. Martin sagt:

    Hi Lars

    Natürlich hast du recht. Warum ich diese ganzen Gruppen ständig verwechsle, wird mir langsam klar. An dem System stimmt was Grundlegendes nicht. In meiner Welt sind Gefühl oder Kopf zu Innerst und gehören an vierter Stelle. Das Entscheiden bzw. das Handeln gehören imho an die 3. Stelle. Der Unterschied ist darum wichtig, weil die 4. Ebene entscheidend den Charakter prägt. Für mich ist es erst einmal wichtig, ob einer der Kopfmensch (Logik) oder Gefühlsmensch (Gefühl) ist. Erst dann kommt es darauf an, ob einer spontan oder geplant handelt. Wilfried hat auch so einen Knopf, wenn es um das Denken geht. Das Denken gehört für mich an erster Stelle, weil das die Wahrnehmung entscheidend beeinflusst. Extravertiert und Introvertiert sind für mich Qualitäten, die in erster Linie das Denken prägen. Wahrnehmung ist gemäss MBTI eher sensorisch (praktisch) oder intuitiv (theoretisch), was ich so stehen lassen kann.
    Meine persönliche Reihenfolge lautet:

    Denken: Extravertiert oder introvertiert
    Wahrnehmen: Sensorisch oder intuitiv.
    Handeln: Geplant oder spontan
    Sein: Logisch oder fühlend.

    Insgesamt ergibt das eine völlig neue Zusammensetzung. Natürlich kann man sich auf den Standpunkt versetzen, dass es wichtiger ist, die dipolaren Pole zu ergründen und sich nicht um eine Art „Überbau“ zu kümmern. Obwohl ich per se nicht der strukturierte Typ bin, würde es mir helfen, eine innere Ordnung zu haben, die für mich stimmig ist.

    Ich bin guten Mutes, dass du als gefühlsmässig Entscheidender irgendwann die Objektivität relativierst und der Stimme deines Herzen folgst. Diese sagt mir klar, dass das BigFive-Modell eine gefühllose Geschichte ist und die eigentliche Wahrheit viel näher liegt.

    Ich hoffe schwer, dass mein Posting nicht all zu esoterisch daher kommt und doch bin ich als lebendiges Wesen aufgeordert, meinen Standpunkt dar zu legen.

    Cheers, Martin

  6. Lars Lars sagt:

    Hi Martin,

    Ich weiß nicht ob es einen „Überbau“ des Ganzen gibt. Ich denke eher nicht. Für dich persönlich bzw. für den einzelnen Menschen gibt es sicher eine jeweilige Reihenfolge welche Eigenschaften wichtiger sind bzw. öfter genutzt werden. Aber ich denke nicht das es da eine fste Reihenfolge gibt die man auf alle Menschen anwenden kann (ala Jung’s Funktionen).

    Die Big Five sind etwas gefühllos, ja das stimmt. Ich versuche einen Weg zwischen Objektivität und Anwendbarkeit und einer nicht wertenden Herangehensweise zu finden.

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